Hohe Konzentrationen des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen hemmen den Lernerfolg – jedenfalls bei Rattenweibchen. Der jetzt im Fachjournal „Brain and Cognition“ veröffentlichte Versuch kanadischer Forscher gibt erstmals konkrete Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Hormon und dessen Einfluss auf Gehirnfunktionen und -strukturen von Erwachsenen.
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Während des Eisprungs sind die Östrogenkonzentrationen im Blut bei Frauen am höchsten. Das Geschlechtshormon sorgt dafür, dass die Eizelle reift und fördert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut. Bereits seit einiger Zeit gibt es jedoch Hinweise darauf, dass hohe Östrogenwerte auch die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen. Inwieweit dies jedoch kausal zu spürbaren Einbußen bei erwachsenen Frauen führt, war bisher unklar.
„Obwohl Östrogen dafür bekannt ist, eine signifikante Rolle für Lernen und Gedächtnis zu spielen, gab es bisher keinen klaren Konsens über den genauen Effekt“, erklärt Wayne Brake, Professor für Neurobiologie an der kanadischen Concordia Universität. Brake und seine Kollegen haben nun erstmals in Versuchen an Ratten den hemmenden Effekt des Östrogens genauer untersucht. Für die Experimente nutzten sie die so genannte „latente Inhibition“, einen etablierten Test für die Bildung neuer Gedächtnisinhalte.
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Östrogen bremst Lernfortschritt
Dabei wurde den weiblichen Tieren zunächst wiederholt ein Ton vorgespielt, ohne dass darauf eine Konsequenz folgte. Nachdem die Ratten sich an den Ton gewöhnt hatten, veränderten die Forscher den Versuchsablauf: Jetzt wurde der Ton mit einem weiteren Reiz gekoppelt. Während Rattenweibchen mit niedrigen Östrogenspiegeln schnell lernten, dass beides verknüpft war, brauchten die Tiere mit höheren Östrogenspiegeln deutlich länger.
„Wir haben diesen Effekt nur bei erwachsenen weiblichen Ratten beobachtet“, erklärt Brake. „Diese und andere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Östrogen direkt das Gehirn beeinflusst, vielleicht durch Störung von Signalmolekülen. Unsere Studie hilft damit, die Kontroverse über die Effekte des Östrogens auf das Gehirn zu klären. Der nächste Schritt ist nun, sich anzuschauen, wie genau dies geschieht.“
(Concordia University, 27.09.2010 – NPO)