Die Erde leidet akut an der Krankheit Mensch: Die Natur benötigt eineinhalb Jahre um zu ersetzen, was ihr die Menschheit in einem Jahr nimmt. Das zeigt der alle zwei Jahre vom WWF veröffentlichte globale Umweltbericht „Living Planet Report“ (LPR), der gestern veröffentlicht wurde. Der Bericht gilt als die führende Diagnose zum Gesundheitszustand unseres Planeten und zeigt, dass seit 1970 bereits mehr als 30 Prozent der Arten geschwunden sind, besonders dramatisch ist der Verlust der Artenvielfalt in den Tropen.
Der „Living Planet Report“ des WWF ist eine umfassende Langzeituntersuchung zur Entwicklung der
biologischen Vielfalt in den vergangenen 40 Jahren. Er erscheint alle zwei Jahre und berechnet mit buchhalterischer Akribie, wie „krank“ unsere Erde ist. Das aktuelle Ergebnis dieser Bilanz: Der Bestand von 2.500 ausgewählten Tierarten, die charakteristisch für die unterschiedlichen Land-, Meeres- und Süßwasserökosysteme der Erde sind, ist seit den 70er Jahren im Schnitt um rund 30 Prozent zurückgegangen. In den Tropen ist der natürliche Reichtum sogar noch stärker eingebrochen. Hier gingen die Populationsgrößen um fast 60 Prozent zurück.
Zwei Planeten bis 2030
Der Living Planet Report dokumentiert, dass die Ursache für den Artentod im wachsenden Hunger nach Rohstoffen und natürlichen Ressourcen liegt. „Um die Nachfrage nach Nahrung, Energieträgern und anderen natürlichen Rohstoffen zu decken, bräuchte man schon jetzt einen zweiten Planeten“, betont Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Neue Daten und genauere Messmethoden zeigen im aktuellen LPR, dass die Menschheit bereits seit den 1970er Jahren mehr verbraucht, als unser Planet verkraften kann. „2006 wurde noch hochgerechnet, dass wir erst 2050 zwei Planeten brauchen werden. Der aktuelle Bericht zeigt, dass wir diesen Zustand bereits 2030 erreichen werden, also 20 Jahre früher“, warnt WWF-Naturschutzdirektor Andreas Wurzer.