Unter den Hochebenen auf der Rückseite des Mondes ist die Kruste auffallend verdickt, der Erdtrabant hat hier quasi einen „Buckel“. Wie dieser entstand, darüber wird seit langem gerätselt. In „Science“ postulieren Forscher nun, dass Gezeitenkräfte der nahen Erde die Kruste vor 4,4 Milliarden Jahren so verformt haben könnten. Indiz dafür ist unter anderem die überraschende gute Übereinstimmung mit dem mathematischen Modell einer gezeitenbedingten Verformung.
Seit Apollo 15 ist bekannt, dass die höchsten Hochebenen des Mondes auf dessen Rückseite liegen. Wie allerdings dieser „Buckel“ entstand, ist noch immer rätselhaft. Klar scheint nur, dass der Ursprung in der Frühzeit des Erdtrabanten liegen muss. Die Entstehungstheorien reichen von Ablagerungen nach dem gewaltigen Einschlag eines Objekts im South Pole–Aitken-Becken über asymmetrische Kraterbildung, Asymmetrien in den Magmaströmungen bis hin zu unregelmäßigem Krustenwachstum.
Kruste auf Rückseite deutlich verdickt
Jetzt haben Forscher der Universität von Kalifornien in Santa Cruz eine weitere Theorie aufgestellt, nach der Gezeitenkräfte den entscheidenden Anstoß für die Herauswölbung dieses Hochlandterrains gegebenen haben könnten. Die Wissenschaftler um Ian Garrick-Bethell, Assistenzprofessor für Geo- und Planetenwissenschaften, analysierten für ihre Studie topografische Daten der NASA-Mondsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ und Messungen der Gravitation, die die japanische Mondsonde „Kaguya“ beisteuerte.
Die resultierende Karte der lunaren Krustendicke zeigte, dass die Kruste unter dem Hochland auf der Mondrückseite besonders dick ist. Um herauszufinden, was diese Verdickung verursacht haben könnte, führten die Forscher mathematische Analysen der Form des „Mondbuckels“ durch. Dabei stellten sie fest, dass sich das Phänomen durch ein überraschend einfaches mathematisches Modell beschreiben lässt: „Die Form der mathematischen Funktion impliziert, dass Gezeiten etwas mit der Bildung dieses Terrains zu tun hatten“, erklärt Garrick-Bethell.