Wiederholtes KO im Boxkampf hinterlässt fatale Spuren im Gehirn. Bis zu 20 Prozent der Profiboxer, so hat jetzt eine im Deutschen Ärzteblatt erschienene neue Studie ergeben, leiden unter neuropsychiatrischen Folgeerkrankungen. Die Spannbreite reicht dabei von Kopfschmerzen und Tinnitus bis zu Sprachstörungen und Demenz. Mediziner fordern deshalb strengere Schutzauflagen.
Dass Boxen kein Sport für Zartbesaitete ist, ist eine Binsenweisheit. Ungeachtet des Verletzungsrisikos sind Fernsehübertragungen von Boxkämpfen in den letzten Jahren allerdings immer beliebter geworden. Die kurz- und langfristigen medizinischen Folgen, mit denen Boxer nach einem solchen Kampf kämpfen, haben jetzt Fachärzte des Klinikums rechts der Isar der TU München untersucht. Die interdisziplinäre Expertenrunde von Psychiatern, Neurologen, Neurochirurgen und Sportmedizinern hat Studien ausgewertet, die in den letzten zehn Jahren die akuten, mittelfristigen und chronischen Folgen des Boxens untersucht haben.
Die Ergebnisse der Studie sind alles andere als positiv: die Spannbreite der Akut- und Spätfolgen reicht von gesundheitliche Schäden durch das Knockout, die einer Gehirnerschütterung entsprechen bis zur Boxerdemenz als Spätfolge chronischer Hirntraumata.
Akute Folgen nach dem KO
Das regelkonforme Ziel des Boxkampfes ist der „Knock out“ (KO), ein akutes stumpfes Schädel-Hirn-Trauma, das zu einer vorübergehenden Bewusstlosigkeit führt. Die hohe Aufprallgeschwindigkeit der Faust von zehn Metern pro Sekunde und mehr führt zu Stauchungen, Zerrungen und funktionellen Hirnverletzungen. Zusätzlich erleiden Boxer zahlreiche nicht-regelkonforme Verletzungen im Gesicht und an den Händen. Darüber hinaus kommt es pro Jahr zu etwa zehn Todesfällen.