Eine gewaltige Sonneneruption im Sommer 2010 hat nicht nur einen Sonnensturm ausgelöst, die eine gesamte Sonnenhälfte umfassende Eruption zerschmetterte auch gängige Theorien zur solaren Aktivität. Denn eine nähere Analyse der Vorgänge enthüllte, dass auch scheinbar lokale Ausbrüche durch ein komplexes System magnetischer Verbindungen verknüpft sind. Diese im „Journal of Geophysical Research“ veröffentlichte Erkenntnis verändert nicht nur unseres Sicht des Zentralsterns, sie hat auch Auswirkungen auf die Vorhersage von Sonnenstürmen.
Am ersten August 2010 wurden Astronomen Zeuge eines zuvor noch niemals beobachteten Schauspiels der Superlative: einer Sonneneruption, die eine gesamte Hemisphäre der Sonne auf einmal umfasste. Magnetfeldlinien zerrissen und explodierten, Schockwellen rasten über die Sternenoberfläche, Milliarden Tonnen von heißem Gas blähten sich auf und wurden als Plasmawolken ins All geschleudert. Das Ereignis war nicht nur das Gewaltigste seiner Art, es erschütterte auch gängige Annahmen über die Sonnenaktivität.
„Das Ereignis vom 1. August hat unsere Augen geöffnet”, erklärt Karel Schrijver vom Solar and Astrophysics Lab in Palo Alto. „Wir sehen nun, dass Sonnenstürme globale Ereignisse sein können und sich in Größenordnungen abspielen die wir uns zuvor kaum vorstellen konnten.“ Um zu verstehen, was bei der gewaltigen Eruption genau stattfand, analysierten Schrijver, sein Kollege Alan Title und weitere Sonnenforscher die Daten der Sonnenobservatorien STEREO sowie des Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA.
Verbindung zwischen scheinbar lokalen Ereignissen entdeckt
Insgesamt schlüsselten sie dafür die Rieseneruption in mehr als ein Dutzend einzelne Schockwellen, Flares, Filament-Eruptionen und koronare Massenauswürfe auf, verteilt auf 28 Stunden und eine gesamte Hälfte der Sonnenoberfläche. Was dabei auf den ersten Blick wie eine Kakophonie von chaotischen Einzelereignissen schien, entpuppte sich als durchaus geordnete Abfolge, sobald die Forscher alles auf eine Karte des solaren Magnetfelds übertrugen.