Der Übergang von den sauerstoffarmen Urmeeren zu sauerstoffreichen Ozeanen war alles andere als gleichmäßig, sondern ähnelte eher einem Ping-Pong-Spiel: Mehrfach wurde der allmähliche Anstieg vor rund 500 Millionen Jahren durch anoxische, für viele Lebensformen tödliche Phasen unterbrochen. Das belegt eine jetzt in „Nature“ erschienene Studie. Möglicherweise waren es erst diese Fluktuationen des Sauerstoffgehalts, die die explosive Artbildung im Kambrium vorantrieben.
Ozeane und Atmosphäre unseres Planeten waren die ersten knapp vier Milliarden Jahre der Erdgeschichte relativ sauerstoffarm. Dies änderte sich nach gängiger Lehrmeinung vor 600 Millionen Jahren, im späten Ediacarium und ermöglichte erst den Aufstieg und die Entwicklung mehrzelliger Lebewesen. Doch jetzt hat ein Team von Wissenschaftlern verschiedener amerikanischer Universitäten herausgefunden, dass dieser Übergang im Ozean alles andere als glatt verlief. Stattdessen schwankten die Bedingungen mehrfach zwischen beiden Extremen, immer wieder traten Millionen Jahre lange anoxische Perioden auf.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher die Isotopenverhältnisse von Kohlenstoff, Schwefel und Molybdän in Kalk- und Schiefergesteinen, die während des Kambriums abgelagert worden waren. Die Kombination dieser Isotopendaten erlaubt Rückschlüsse darüber, wie viel Sauerstoff im Meerwasser der verschiedenen Zeitepochen präsent gewesen ist.
Ping-Pong-Spiel der Sauerstoffgehalte
Die Daten enthüllten, dass die Meere der Erde nach einer ersten Phase der Oxygenierung mindestens einen, vermutlich aber noch mehrere, Rückfälle in sauerstoffarme Bedingungen erlebten. „Unsere Forschungen zeigen, dass der Ozean vor 499 Millionen Jahren zwischen den verschiedenen Sauerstoffzuständen hin- und herschwankte“, erklärt Timothy Lyons, Professor für Biogeochemie an der Universität von Kalifornien in Riverside. Sehr bald nach der Entwicklung der ersten mehrzelligen Tiere im Meer kippten die Bedingungen und das Meer blieb für zwei bis vier Millionen Jahre anoxisch. Solche Phasen der Sauerstoffarmut könnte sich auch in der Folgezeit noch mehrfach wiederholt haben, vermuten die Forscher.