Die Erdatmosphäre reagiert weniger empfindlich auf Schadstoffe, als einige Forscher bislang fürchteten. Das zeigt eine jetzt in „Science“ veröffentlichte Messung der Hydroxylradikale in der Atmosphäre. Sie zeigte, dass die Konzentration dieser für die Selbstreinigung entscheidenden Moleküle sehr stabil ist und kaum schwankt. Diese Erkenntnis beendet auch einen jahrelangen Wissenschaftsstreit beenden, in dem die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre sehr kontrovers diskutiert wurde.
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Hydroxylradikale sind für die Selbstreinigungskraft der Atmosphäre von zentraler Bedeutung, da sie die Luft von vielen gefährlichen Schadstoffen befreien. Die aus einem Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom bestehenden Moleküle entstehen in erster Linie durch die vom Sonnenlicht ausgelöste Reaktion von Wassermolekülen und Ozon. In der Atmosphäre oxidieren die Hydroxylradikale Kohlenwasserstoffe, unter anderem das Treibhausgas Methan, und Abgase aus Industrie und Verkehr und machen sie damit wasserlöslicher, so dass sie abregnen können.
Starke Schwankungen durch variierende Methylchloroform-Emissionen
Jahrelang war unklar, wie gut die Atmosphäre tatsächlich auf diese Weise Schadstoffe oxidieren kann. Da die Radikale sehr kurzlebig sind, ist es schwierig, ihre Konzentration genau zu bestimmen. Deshalb wird stattdessen ein Molekül analysiert, das mit Hydroxylradikalen reagiert, aber deutlich langlebiger und einfacher zu messen ist: die Chemikalie Methylchloroform. Methylchloroform wurde bis Mitte der 1990er Jahre als Lösemittel in Farben, Klebstoffen und zur Reinigung verwendet. Bisherige Messungen ergaben stark variierende Schätzwerte, die andeuteten, dass die Selbstreinigungsfähigkeit der Atmosphäre sehr empfindlich auf Veränderungen der Atmosphäre reagiert.