Medizin

Hund erschnüffelt Darmkrebs

98 Prozent Erfolgsquote bei Riechtests auch bei Frühstadien

Labrador als Krebsfinder © Peter Wadsworth / CC-by-sa 2.0

Hunde können Krebs erkennen: Die Tiere riechen am Atem und Stuhl der Betroffenen, ob diese an Darmkrebs erkrankt sind. Dies belegt jetzt eine Studie im Fachmagazin „Gut“. In den Experimenten erkannten Hunde sogar Frühstadien der Krebserkrankung mit hoher Trefferquote. Diese Erkenntnisse deuten auch darauf hin, dass chemische Indikatoren für den Krebs im Körper zirkulieren und so auch durch neu zu entwickelnde Tests identifiziert werden könnten.

Beim Darmkrebs ist die frühe Erkennung und Behandlung entscheidend: Wird er früh erkannt, ist die Heilungschance noch sehr hoch. Bisher erfolgt die Früherkennung vorwiegend über Stuhlproben oder eine Darmspiegelung. Jetzt jedoch sind japanische Forscher auf eine weitere eher ungewöhnliche Methode gestoßen: Hunde. Schon in früheren Studien gab es Hinweise darauf, dass die Vierbeiner andere Krebsarten, darunter Lungen-, Brust- und Eierstockkrebs erschnüffeln können.

Labrador macht Riechtests

In ihrem Experiment haben die Wissenschaftler um Hideto Sonoda vom Fukuoka Hospital in Japan nun belegt, dass auch bei Darmkrebs offenbar riechbare chemische Stoffe im Körper produziert werden. Für ihre Versuche nutzen sie einen achtjährigen Labrador, der ursprünglich auf die Entdeckung von Ertrunkenen trainiert war, aber seit 2005 auf die Wahrnehmung von Krebs „umgeschult“ wurde.

Im Laufe mehrere Monate führt dieser Hund insgesamt 74 Riechtests durch. Jeder Test bestand aus fünf Proben entweder vom Atem oder vom Stuhl verschiedener Versuchspersonen. Nur jeweils eine dieser Proben stammte dabei von einem Krebspatienten. Insgesamt wurden Proben von 48 Darmkrebspatienten, gut 1001 gesunden Freiwilligen und noch einmal gut 100 Probanden mit Darmpolypen untersucht. Letztere gelten als gutartige Vorform des Darmkrebses.

Erfolgsquote bis 98 Prozent

In den Riechtests identifizierte der Hund erfolgreich die Proben von Krebspatienten: Bei den Atemproben lag seine Trefferquote bei 37 von 38, bei den Stuhlproben bei 37 von 38 Tests. Dies entspricht einer Genauigkeit von 95 Prozent beim Atem und sogar 98 Prozent für den Stuhltest. Am höchsten war der Erfolg zudem bei den Proben, die von Probanden mit Krebs im Frühstadium stammten. Damit ist die Trefferquote des Hundes mit denen einer konventionalen Darmspiegelung vergleichbar. Der Labrador ließ sich bei seiner Diagnose auch dann nicht beirren, wenn die Probanden Raucher waren oder andere Darmkrankheiten hatten.

Chemische Substanz als Indikator

Nach Ansicht der Forscher deutet dieses Ergebnis darauf hin, dass es spezifische, für den Hund wahrnehmbare chemische Substanzen gibt, die von Krebszellen abgegeben werden und anschließend im Körper zirkulieren. Sie werden offenbar sowohl über die Atmung als auch über den Stuhlgang nach außen abgegeben.

„Es könnte schwierig sein, den Geruchstest durch Hunde in die klinisch Praxis zu integrieren, unter anderem wegen der Kosten und der Zeit, die für die Ausbildung der Hunde benötigt wird“, so die Autoren. „Es ist daher notwendig, die Krebs-spezifischen flüchtigen Stoffe zu identifizieren, die von den Hunden erschnüffelt werden, und auf dieser Basis einen Sensor zu entwickeln, der den Hund bei der Diagnose ersetzen kann.“ Als nächsten Schritt wollen die Forscher daher versuchen, diese Moleküle zu identifizieren.

Die Forscher betonen, dass der zurzeit gängige Test auf Blut im Stuhl eine effektive und schonende Früherkennungsmethode für Darmkrebs ist. Allerdings wird mit dieser Methode nur einer von zehn Fällen im frühesten Stadium erkannt. (Gut, 2011; doi:10.1136/gut.2010.218305)

(BMJ-British Medical Journal, 01.02.2011 – NPO)

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