Geowissen

Überrest des „achten Weltwunders“ entdeckt

Teile der „Pink Terraces” in Neuseeland überlebten Vulkanausbruch

Die "Pink Terraces" vor ihrer Zerstörung 1886 © historisches Gemälde / Alexander Turnbull Library

Die „Pink Terraces” in Neuseeland galten bis zu ihrem Untergang durch einen Vulkanausbruch als das achte Weltwunder. Jetzt – mehr als 120 Jahre nach der Eruption – haben Wissenschaftler erstmals die Überreste dieser rosafarbenen Terrassenformation wiederentdeckt: 60 Meter tief am Grund eines Sees und von Sediment überdeckt. Von der einst benachbarten „White Terraces“ fehlt allerdings bisher jede Spur.

Sie galten als das achte Weltwunder: Bis zum späten 19. Jahrhundert zogen die „Pink Terraces“ und ihr Gegenstück die „White Terraces“ in Neuseeland Touristen aus aller Welt an. Die ungewöhnlichen Formationen aus rosafarbigen und weißen Stufen am Lake Rotomahana auf der Nordinsel verdankten ihre Entstehung einem ausgedehnten geothermischen System im Untergrund. Aufgeheiztes und mit Mineralien angereichertes Wasser quoll aus zwei Geysiren nahe des Seeufers aus der Erde und floss einen Hang hinunter. Die sich ablagernden Mineralien hinterließen dann die weiß und rosa gefärbten Travertin-Terrassen.

Vulkanausbruch lässt Terrassen versinken

Am 10. Juni 1886 jedoch brach der nahe gelegene Mount Tarawera aus und begrub die Terrassen unter Tonnen von Asche und Sediment. Er riss zudem einen tiefen Krater auf, der den See erweiterte und das gesamte Gebiet der Terrassen im Wasser versinken ließ. Seit mehr als einem Jahrhundert blieb anschließend die Frage offen, ob die einzigartigen Gesteinsformationen der Terrassen die Katastrophe unbeschadet, wenn auch verschüttet und versunken, überstanden haben könnten.

Jetzt jedoch hat ein amerikanisch-neuseeländisches Forscherteam unter Leitung von Forschern der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) diese Frage endlich beantwortet. Die Wissenschaftler nutzten für ihre Suche autonome Unterwasserfahrzeuge, so genannte AUVs, mit denen sie den Grund des Lake Rotomahana kartierten.

Unterwasserbild von im Sediment vergrabenen Resten der Pink Terraces © Dan Fornari / Woods Hole Oceanographic Institution

Entdeckung am Seegrund

Bathymetrische Daten und Sidescan-Sonar enthüllten in 60 Meter Wassertiefe halbkreisförmige Strukturen, bedeckt von einer bräunlichen Sedimentschicht. Diese Formation fand sich direkt unterhalb der Stelle, an der bis 1886 die weltberühmten Terrassen lagen. „Das erste Sidescan-Sonarbild gab einen Hinweis auf eine terrassierte Struktur, daher scannten wir das Gebiet noch zweimal mehr“, erklärt Cornel de Ronde, Projektleiter des neuseeländischen Teams. „Jetzt sind wir zu 95 Prozent sicher, dass wir hier die unteren beiden Stufen der Pink Terraces sehen.“

White Terraces noch immer verschollen

Nachdem diese Formation mit dem Sonar entdeckt worden war, nutzten die Forscher Unterwasserkameras, um Fotos des Seegrunds und der Terrassenstufen zu machen. Nach Ansicht von de Ronde ist der Rest der Pink Terraces entweder während der Eruption zerstört worden, oder aber er liegt unter so dicken Sedimentschichten begraben, dass das Sonar ihn nicht finden kann. Von den etwa hundert Meter von den rosafarbenen Terrasse entfernten White Terraces fehlt bisher allerdings jede Spur.

Beide Terrassen waren ursprünglich Teil eines einzigen geothermalen Systems. Da es bisher kaum andere Beispiele für durch einen Vulkanausbruch zerstörte Systeme dieser Art gibt, hoffen die Forscher, dass die jetzt gesammelten Daten auch dazu beitragen, die Reaktion geothermaler Systeme auf eine solche Störung besser zu verstehen.

(Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), 08.02.2011 – NPO)

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