Das menschliche Gehirn enthält rund hundert Milliarden Nervenzellen. Während der Entwicklung muss sich jede dieser Zellen mit ganz bestimmten anderen Zellen verbinden, damit ein funktionierender Organismus entsteht. Doch wie wissen die Nervenzellen, wohin sie wachsen und mit wem sie in Kontakt treten müssen? Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt herausgefunden, dass wachsende Nervenzellen im Fliegenhirn erst durch das Zusammenspiel zweier Gene erkennen können, wann sie ihr Zielgebiet erreicht haben.
Ähnliche Mechanismen spielen vermutlich auch bei der Entwicklung des Wirbeltier-Gehirns eine Rolle und könnten somit für das Verständnis bestimmter Entwicklungsstörungen wichtig werden, so die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“.
Wunder an Komplexität
Das Nervensystem ist ein Wunder an Komplexität. Im Laufe der Embryonalentwicklung entstehen Millionen bis hin zu vielen Milliarden Nervenzellen. Jede einzelne dieser Zellen vernetzt sich mit ihren Nachbarzellen und schickt dann ein langes Verbindungskabel, das Axon, in eine ganz andere Gehirnregion.
Visuelles System der Fruchtfliege untersucht
Ist das Axon in seinem Zielgebiet angekommen, verknüpft es sich mit den dort ansässigen Nervenzellen. So entsteht eine Verarbeitungskette, die es uns zum Beispiel ermöglicht eine Tasse zu sehen, sie als solche zu erkennen, unsere Hand nach ihr auszustrecken und sie zu ergreifen. Hätten sich irgendwo auf dem Weg vom Auge zur Hand die falschen Nervenzellen verbunden, könnten wir den Kaffee in der Tasse nicht erreichen. Es ist somit wichtig, dass sich die richtigen Nervenzellen untereinander verbinden.