Physik

Quantenalgorithmus für den Quantencomputer

Ein Ansatz zur Lösung eines "wundervollen Problems

Quantenlaserlabor © DOE

Eine internationale Forschungsgruppe präsentiert in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“ einen neuartigen Quantenalgorithmus. Angewendet von einem künftigen Quantencomputer hätte diese Methode enormes Potenzial, neue Einblicke in fundamentale Zusammenhänge der Chemie, der Materialphysik oder der Hochenergiephysik zu gewähren.

Seit der Entwicklung des Computers in den 1950er-Jahren arbeiten Wissenschaftler an einem systematischen Zugang, komplexe Systeme wie sie in der Natur vorkommen zu simulieren. Gegenwärtig versuchen zahlreiche Forscher mithilfe von Supercomputern die quantenmechanische Vielteilchen-Schrödinger-Gleichung zu lösen, um beispielsweise neue Medikamente oder supraleitende Materialen zu entwickeln. Dabei tritt das fundamentale Problem auf, dass bei der quantenmechanischen Simulation mittels klassischen Computern nicht nur Wahrscheinlichkeiten sondern auch Wahrscheinlichkeitsamplituden vorkommen, die negativ sein können – was als „Vorzeichenproblem“ oder „sign problem“ bezeichnet wird.

Quantencomputer soll „wundervolles Problem“ lösen

Bereits Richard Feynman – einer der ersten Visionäre des Quantencomputers – empfahl von diesen aufwändigen Rechenarbeiten nach klassischen Methoden abzugehen: Da „die Natur – verdammt nochmal – nicht klassisch sei, müsse man eben quantenmechanisch simulieren.“ Feynman selbst fand dieses Problem im Übrigen „wundervoll“, weil es nicht einfach zu lösen ist.

Dreißig Jahre später gibt es erste wissenschaftliche Erfolge, den Quantencomputer zu realisieren. Ein Team internationaler Theoretischer Physiker aus Österreich, Deutschland, Kanada und Australien um Frank Verstraete, Professor an der Universität Wien, zeigt, wie das „sign problem“ unter Anwendung eines Quantenalgorithmus mithilfe des Quantencomputers gelöst werden könnte.

Vielteilchensysteme könnten mit dem Quantencomputer simuliert werden

Mit einem neuen Quantenalgorithmus, dem „Quantum Metropolis Sampling“, könnten sogenannte „statische Vielteilchensysteme“ mit einem Quantencomputer simuliert werden. Dadurch sind den Wissenschaftlern zufolge selbst Aufgabenstellungen mit höchstem Komplexitätsgrad exponenziell schneller zu lösen. Das ist in der Folge nicht nur für die Quantenphysik von allerhöchstem Interesse.

Einblicke in zahlreiche Forschungsfelder durch Simulation am Quantencomputer

Forschungsfelder wie die Chemie, die Hochenergiephysik aber auch die Materialphysik können durch Quantensimulationen von statischen Vielteilchensystemen enorm profitieren. Die Simulierung der Vielteilchen-Schrödinger-Gleichung stellt bisher ein „bottleneck“ in diesen Forschungsbereichen dar. Schon lange versucht die Theorie der Quantenphysik Lösungsansätze für dieses Problem zu finden – mit dem Quantum Metropolis Sampling wird nun gezeigt, dass diese Gleichung mit einem Quantencomputer zu lösen ist. Der Quantencomputer hat mithin nach Angaben der Forscher das Potenzial, die führende Technologie des 21. Jahrhunderts zu werden. Seine ersten Simulationen warten bereits auf ihn. (Natur, 2011; doi:10.1038/nature09770)

(Universität Wien, 03.03.2011 – DLO)

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