Abrupte Bruchvorgänge in der Erdkruste lösen seismische Wellen aus, die an der Erdoberfläche als Erdbeben wahrgenommen werden. Weniger bekannt ist hingegen, dass heftige Erdstöße zusätzlich den gesamten Planeten in Schwingungen versetzen können. Genau das geschah auch beim Erdbeben vom 11. März 2011 vor der japanischen Küste von Hunshu, das eine Stärke von 9,0 besaß. Das haben jetzt Beobachtungen eines deutschen Geowissenschaftlers ergeben.
„Man nennt dieses Phänomen Eigenschwingungen oder Freie Schwingungen der Erde“, erklärt Manfred Bonatz. Der mittlerweile emeritierte Professor hat im Süden Nordrhein-Westfalens das Geo-Observatorium Odendorf des Instituts für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn eingerichtet.
In einem ständigen Hin und Her verändert der Erdkörper geringfügig seine Form. Es handelt sich dabei um sehr komplexe Bewegungsvorgänge mit Perioden von etwa zwei Minuten bis zu etwa einer Stunde. Der Sachverhalt lässt sich laut Bonatz in gewisser Weise durch eine Glocke veranschaulichen, die mit einem Hammer angeschlagen und zum Tönen gebracht wird.

Zwölf Minuten und 28 Sekunden Verzögerung
Die erste seismische Welle des um 06:46 Uhr Mitteleuropäischer Zeit ausgelösten Erdbebens erreichte das Observatorium in Odendorf mit zwölf Minuten und 28 Sekunden Verzögerung. „Danach konnten wegen der großen Amplituden der einlaufenden seismischen Wellen während mehrerer Stunden keine auswertbaren Signale mehr gewonnen werden“, berichtet Bonatz. Die Signale der Eigenschwingungen wurden erst sichtbar, als die Energie der die Erde permanent umlaufenden und durchlaufenden seismischen Wellen allmählich abgenommen hatte.