Medizin

Fünf Aminosäuren verraten Diabetes

Indikatoren zeigen eine noch symptomlose Diabetes Typ 2 an

Blutproben, rechts frisch entnommen, links mit EDTA (Gerinnungshemmer) behandelt. © J Heuser / CC-by-sa 3.0

Die Konzentration bestimmter Aminosäuren im Blut kann verraten, ob sich im Körper bereits eine – noch symptomlose – Diabetes-Erkrankung entwickelt. Das belegt jetzt eine in „Nature Medicine“ veröffentlichte Studie. Dabei konnten die Forscher bereits vor Ausbruch der Krankheit erhöhte Werte der Aminosäuren Isoleucin, Tyrosin und Phenylalanin bei Probanden entdecken. Die Früherkennung des Diabetes Typ 2 könnte damit möglicherweise deutlich verbessert werden.

Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen entwickeln sich schleichend: Bevor klinische Symptome auftreten und der Patient beginnt, sich unwohl zu fühlen, sind in seinem Körper die Weichen längst gestellt. Bis sich beispielsweise Diabetes Typ 2 als Überzuckerung des Blutes manifestiert und diagnostiziert werden kann, sind viele Prozesse und Rezeptoren bereits beeinträchtigt. Zwar sind Risikofaktoren wie starkes Übergewicht oder bestimmte Laborparameter bekannt, aber längst nicht jeder, der übergewichtig ist, muss auch einen Diabetes entwickeln. Als konkretes Indiz für den Beginn der Krankheit taugen sie daher nicht.

Ein amerikanisch-schwedisches Forscherteam unter Leitung von Robert Gerszten vom Massachusetts General Hospital hat sich deshalb auf die Suche nach besser geeigneten Indizien für eine im Verborgenen existierende Diabeteserkrankung gemacht. Grundlage der Studie waren 2.422 Probanden der so genannten „Framingham Offspring Study“, deren Gesundheit über zwölf Jahre hinweg verfolgt wurde. Von den Teilnehmern entwickelten im Laufe dieser Zeit 201 Personen einen Diabetes.

Aminosäuren als Voranzeiger einer Diabetes-Erkrankung

Bei 189 der Erkrankten analysierten die Wissenschaftler alle Proben, die während der Studienlaufzeit genommen worden waren und verglichen sie mit den Blutwerten von 189 Studienteilnehmern, die bis zum Ende der Laufzeit gesund geblieben waren. Das Ergebnis: Die Blutwerte der Diabeteskranken unterschieden sich bereits lange vor Ausbruch der Krankheit signifikant im Gehalt an fünf Aminosäuren: Isoleucin, Leucin, Valin, Tyrosin und Phenylalanin. Am deutlichsten war der Zusammenhang dabei bei Isoleucin, Tyrosin und Phenylalanin.

Um zu testen, ob sich diese Aminosäuren wirklich als Biomarker eignen, testeten die Forscher dies zusätzlich an einer weiteren Gruppe von Versuchspersonen. „Wir haben diese fünf Aminosäuren in einer weiteren, unabhängigen Stichprobe von 163 Kontrollen und 163 Diabetes-Patienten aus der Malmö Diät- und Krebsstudie gemessen“, so die Forscher. „Vier der fünf einzelnen Aminosäuren –waren dabei ebenfalls signifikant mit Diabetes verknüpft.“ Auch hier ergab sich ein starker Zusammenhang besonders für die drei Aminosäuren Isoleucin, Tyrosin und Phenylalanin: Probanden mit erhöhten Werten dieser Parameter hatten ein vierfaches Risiko, an Diabetes zu erkranken als diejenigen mit Werten im niedrigsten Viertel aller Werte.

„Die Fähigkeit, Betroffene schon vor dem Beginn der Krankheit zu identifizieren ist besonders wichtig bei Syndromen wie der Diabetes“, so die Forscher in ihrem Fazit. „Denn hier existieren geprüfte, präventive Therapien und die Komplikationen bei den betroffenen Organen akkumulieren sich mit der Zeit.“ (Nature Medicine, 2011; DOI: 10.1038/nm.2307)

(Nature, 23.03.2011 – NPO)

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