Seit Jahren geben kurze Blitze im Gammalicht, die binnen Sekundenbruchteilen mehr Energie freisetzen als unsere Galaxie mit ihren 200 Milliarden Sternen in zwölf Monaten, Rätsel auf. Was steckt hinter diesen Ausbrüchen? Max-Planck-Forscher sind der Lösung nun einen großen Schritt näher gekommen. Auf einem Supercomputer simulierten sie die Verschmelzung zweier Neutronensterne zu einem Schwarzen Loch. Dabei entstand ein starkes Magnetfeld entlang der Rotationsachse. Dieses Magnetfeld wiederum war Voraussetzung für die Erzeugung kurzer Gammastrahlenausbrüche.
Denn aus dem chaotischen Zustand nach der Kollision bildete sich dadurch eine geordnete Struktur – ein Jet, in dem kurze Gammablitze auftreten können. Dies berichten die Wissenschaftler um Luciano Rezzolla vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik jetzt in der Fachzeitschrift „Astrophysical Journal Letters“.
Spionagesatellit beobachtet Gammastrahlenausbruch
Die erste Beobachtung eines Gammastrahlenausbruchs war Zufall: Ende der 1960er-Jahre entdeckte ein amerikanischer Spionagesatellit auf der Suche nach oberirdischen Atombombenversuchen den ersten „Gamma Ray Burst“ (GBR). Er kam allerdings nicht von der Erde, sondern aus dem Weltall. Von 1991 bis zu seinem Absturz im Juni 2000 registrierte der US-amerikanische Satellit Compton dann täglich etwa einen GBR – die Ursache dieser gewaltigsten Explosionen im Universum blieb jedoch weitgehend im Dunkeln.
Verschmelzende Neutronensterne als Ursache?
Verschmelzende Neutronensterne galten zwar als heiße Kandidaten, die Wissenschaftler verstanden aber nicht, wie aus dem chaotischen Zustand nach der Verschmelzung dieser etwa 20 Kilometer großen, extrem dichtgepackten Kugeln ein entlang der Rotationsachse orientierter Gasstrom – Jet – entstehen soll. Dieser Jet ist aber Voraussetzung für das Auftreten von Gammastrahlenausbrüchen. Wie kann die treibende Kraft hinter dem Prozess diese Ordnung schaffen und solch enorme Energien freisetzen?