Der Klimawandel wirkt sich bereits auf die weltweite Produktion der Grundnahrungsmittel Mais und Weizen aus: In den letzten 30 Jahren hat die Erwärmung zu Ernteeinbußen von global gerechnet drei bis fünf Prozent geführt. Das belegt eine jetzt in „Science“ veröffentlichte Studie amerikanischer Forscher. Die größten Verluste erlitten dabei unter anderem Russland und China. Die Grundnahrungsmittel Reis und Soja erwiesen sich dagegen als weitaus robuster, ihre Ernten bleiben weltweit stabil.
Wie beeinflusst der Klimawandel den Anbau von Nahrungsmitteln weltweit? Diese Frage ist bisher nur in sehr allgemeiner Form geklärt. Demnach schätzen Experten, dass die zunehmende Erwärmung und die Abnahme der Niederschläge in einigen Regionen teils schwerwiegende Ernteeinbußen mit sich bringen könnten. Auch Wetterextreme, wie im letzten Jahr die Hitzewellen und Waldbrände in Russland, wirken sich direkt auf die Ernten und damit auch auf den Weltmarkt aus. Ein amerikanisches Forscherteam hat jetzt erstmals zusammengestellt, wie und ob Klimaveränderungen im Rahmen der globalen Erwärmung sich in den letzten rund 30 Jahren auf die Erträge wichtiger Nahrungspflanzen ausgewirkt haben.
Ertragsverlauf mit Temperatur- und Niederschlagsentwicklung verglichen
David Lobell von der Stanford Universität und seine Kollegen von der Columbia Universität und dem National Bureau of Economic Research in New York verglichen dafür zunächst Daten zur Nahrungsmittelproduktion weltweit mit Wetterdaten der Jahre 1980 bis 2008. Mit Hilfe von Modellen simulierten die Forscher dann die Erträge im gleichen Zeitraum, wenn Temperaturen und Niederschläge gleich geblieben wären statt sich durch den Klimawandel zu verändern. Das Ziel dabei: Aus dem Vergleich der Zeitreihen zu ermitteln, ob es mögliche Zusammenhänge von Klimaentwicklung und Produktionsraten der Grundnahrungsmittel Reis, Mais, Weizen und Sojabohnen in verschiedenen Regionen der Erde gibt.
Mais und Weizen besonders betroffen
Das Ergebnis: Die Erzeugung von Mais und Weizen wurde in den letzten Jahren tatsächlich von der regionalen Klimaentwicklung beeinflusst. Die Forscher stellten fest, dass mehrere große Produzentenstaaten signifikante Einbußen durch Dürre und Erwärmung in den letzten Jahren erlitten. Die Einbußen entsprechen einem globalen Nettoverlust von 3,8 Prozent beim Mais und 5,5 Prozent beim Weizen gegenüber dem Ertrag, der ohne die Klimatrends der Jahre 1980 bis 2008 erzielt worden wäre.
Die Erträge bei Sojabohnen und Reis reagierten dagegen im Untersuchungszeitraum kaum auf die Klimaveränderungen. Zwar gab es Ernteeinbußen in einigen Ländern, diese wurden jedoch im globalen Maßstab durch Zuwächse in anderen Regionen ausgeglichen. So profitierten beim Reis vor allem die Regionen in höheren Breiten von einem milder werdenden Klima.
Temperaturveränderungen entscheidend
Am stärksten wirkten sich insgesamt die Veränderungen der Temperaturen während der untersuchten 28 Jahre aus, weniger die der Niederschläge, so die Wissenschaftler. „Zwar ist der Niederschlag ein wichtiger Antrieb der jährlichen Ertragsschwankungen und unsere Modelle prognostizieren auch eine entsprechend vergleichbare Reaktion auf Temperatur- und auf Niederschlagsveränderungen“, erklären die Forscher in ihrem Artikel. „Aber das Ausmaß der jüngsten Temperaturtrends ist in den meisten Situationen deutlich größer als die Veränderungen der Niederschläge.“ Dies stimmt mit bisherigen Modellierungen überein, die ebenfalls für die Zukunft einen stärkeren Einfluss der Temperaturen auf die globalen Erträge prognostizieren.
Größere Verluste in Russland, Mexiko, der Türkei und China
Zu den Ländern mit den stärksten nationalen Verlusten gehört Russland, das beim Weizen Einbußen von fast 15 Prozent erlitt. China musste klimabedingte Ertragsverluste vor allem beim Maisanbau hinnehmen. Die USA dagegen scheinen auf einer „Insel der Seligen“ zu leben: Für sie stellten die Forscher bisher weder eine deutliche Erwärmung noch ein signifikantes Absinken der Erträge fest. Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigt ihre Studie, dass zwar die Beziehung zwischen Pflanzenanbau und Klimawandel auf globaler Ebene meist offensichtlich scheint, dass aber Modelle, die näher hinschauen und auch regionale und pflanzenspezifische Aspekte mit einbeziehen, nicht unbedingt die gleichen Ergebnisse bringen.
(Science / AAAS, 06.05.2011 – NPO)