Radioaktivitätsmessungen der Umweltorganisation Greenpeace an Algen vor Japans Ostküste haben hohe Kontaminationen ergeben. Zehn von 22 Proben wiesen Werte von mehr als 10.000 Becquerel pro Kilogramm auf und liegen damit um mehr als das Fünffache über dem Grenzwert. Am 20. Mai soll in den Küstengewässern vor Fukushima die Ernte essbarer Algen beginnen.
Anfang Mai hat die Besatzung des Greenpeace-Schiffes Rainbow Warrior außerhalb der Zwölfmeilenzone Japans Proben von Algen, Meerwasser und Fische entnommen, deren detaillierte Analyse noch andauert. Unter anderem wurden marine Algen nördlich und südlich des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi und in bis zu 65 Kilometern Küstenentfernung untersucht. Die Einfahrt in die Hoheitsgewässer des Landes hatte Japan nicht gestattet.
Werte fünffach über dem Grenzwert
Die Messungen ergaben vor allem bei Algenproben aus Meeresgebieten östlich von Fukushima Daiichi Werte von mehr als 12.000 Bequerel por Kilogramm auf. Einige von Tauchern heraufgebrachte Proben erreichten mehr als 19.000 Bequerel, zwei Proben sogar mehr als 20.000 Bequerel. Insgesamt lagen zehn der 22 Proben über 10.000 Bequerel und damit um das Fünffache über dem Grenzwert. Die jetzt schon in den Vormessungen von Greenpeace festgestellten Werte deuten auf eine stärkere Anreicherung von Radioaktivität im marinen Ökosystem hin als offizielle Stellen bisher zugeben.
{b Grundnahrungsmittel kontaminiert
Brisant wird dies dadurch, dass in der Gegend vor Fukushima am 20. Mai mit der Ernte der essbaren Algen begonnen werden soll. Fast alle der jetzt beprobten 22 Algenarten gehören zum normalen Speiseplan der japanischen Küche oder der Regionalküche der angrenzenden Präfekturen. Darunter sind auch Wakame-Algen, die häufig in der traditionell zum Frühstück gereichten Misosuppe enthalten sind, aber auch Algen, die als Spinat oder Salat direkt verzehrt werden.
„Algen sind in der japanischen Küche ein Grundnahrungsmittel. Für die Bevölkerung ist die radioaktive Belastung der Pflanzen hoch problematisch“, so Dirk Zimmermann, Biologe von Greenpeace. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die diesjährige Ernte hochgradig radioaktiv belastet sein könnte. Als sofortige Maßnahme muss der Staat die anstehende Algenernte unbedingt verhindern. Alle Betroffenen müssen eine ausreichende Entschädigung erhalten.“
Greenpeace wird in den kommenden Tagen weitere, ausführliche Laboruntersuchungen der Wasser-, Fisch- und Algenproben vom Meeresufer und außerhalb der Zwölfmeilenzone veranlassen. Mit den Ergebnissen der detaillierten Analysen rechnet die Umweltschutzorganisation ab dem 20. Mai. Doch für den Greenpeace-Experten Zimmermann ist jetzt schon klar: „Die Radioaktivität ist jetzt in der Nahrungskette.“
(Greenpeace, 13.05.2011 – NPO)