Honigbienen finden selbst dann zurück zu ihrem Stock, wenn sie in mehreren Kilometern Entfernung in einer unbekannten Gegend ausgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie mindestens eine Landmarke aus vertrautem Winkel sehen können. Das berichtet ein deutsch-amerikanisches Forscherteam in „PLoS One“. Wie ihr Experiment enthüllte, können Bienen Informationen über den Weg und das Gelände zudem auch über einen längeren Zeitraum hinweg behalten
Der sprichwörtliche Fleiß der Honigbiene ist Tatsache: Ständig sind die Sammler unterwegs auf der Suche nach Pollen, Nektar und Wasser und legen dabei gewaltige Strecken zurück. Damit sie sich nicht verirren, orientieren sich die Tiere an einer Reihe von Merkmalen, beispielsweise am Stand der Sonne, an der Schwingungsebene polarisierten Lichts, an bestimmten Kennzeichen in der Landschaft und an der zurückgelegten Entfernung. Diese Informationen können sie auch mit Hilfe des Schwänzel- Tanzes an ihre Kollegen weitergeben.
Normales Navigationssystem ausgetrickst
Ob Bienen allerdings auch in der Lage sind, in ihren Bienenstock zurückzufinden, wenn sie in einer unbekannten Gegend ausgesetzt werden, das haben Bienenforscher der Universität Würzburg und der Australian National University in Canberra untersucht. Für ihre Studie fingen die Wissenschaftler Sammelbienen direkt nach Erreichen des Stocks ab und setzten sie in eine schwarze Schachtel. Anschließend transportierten sie die Schachteln an ausgewählte Punkte nördlich, südlich, westlich und östlich des Bienenstocks und ließen die Tiere in Entfernungen zwischen mehreren hundert Metern und 13 Kilometern frei. Erschwerend kam hinzu, dass an manchen Stellen Berge den Blick in Richtung Bienenstock blockierten.
„Auf ihren Sammelflügen speichern die Bienen ständig Distanz- und Richtungsinformationen, um jederzeit in einer geraden Linie zum Stock zurückfliegen zu können. Durch das Fangen der Tiere nach ihrer Rückkehr am Stockeingang haben wir das Navigationssystem der Bienen sozusagen auf Null gesetzt. Sie verfügten nach dem Transport über keinerlei Richtungs- oder Entfernungsinformationen in Bezug auf ihren Bienenstock. So stellten wir sicher dass sie sich auf bereits vorhandenes Wissen über die Landschaft verlassen mussten “, erklärt Mario Pahl von der Universität Würzburg.