Zoologie

Klimawandel: Meeressäuger Gewinner und Verlierer zugleich

Studie enthüllt Folgen der Erderwärmung für Artenvielfalt und Verbreitung von Säugetieren in den Meeren

Buckelwal © NOAA/NMML

Forscher haben in der Fachzeitschrift „PlosOne“ die Folgen der kommenden Erderwärmung für die Artenvielfalt und Verbreitung von Säugetieren in den Meeren vorgestellt. Ergebnis: Es gibt fast gleich viele Gewinner und Verlierer unter den Robben, Walen oder Delfinen. Während es für knapp die Hälfte der Arten durch den Verlust von Lebensraum enger werden könnte, vergrößern sich die Verbreitungsgebiete der anderen Hälfte um bis zu 40 Prozent.

Die Artenvielfalt von Meeressäugern ist vor allem in der gemäßigten Zone der Südhalbkugel hoch – und daran wird auch der Klimawandel in den kommenden 40 Jahren wahrscheinlich wenig ändern.

Wo ist die Artenvielfalt der Meeressäuger besonders hoch?

Die Forscher aus den USA, Kanada, Brasilien und Deutschland um die Meeresbiologin Kristin Kaschner von der Universität Freiburg haben nun erstmals Karten auf der Basis eines Vorhersagemodells erstellt, die zeigen, wo die Artenvielfalt der Meeressäuger im weltweiten Vergleich zurzeit besonders hoch ist. Dafür haben sie sowohl ozeanografische Daten wie Wassertiefe, Oberflächentemperatur oder Eisbedeckung als auch Sichtungsdaten zu den verschiedenen Tierarten ausgewertet.

Anschließend simulierten die Biologen, wie sich ein Anstieg der Oberflächentemperatur des Meerwassers und die Abnahme des Polareises bis zum Jahr 2050 auf das Vorkommen der einzelnen Arten und damit auf die Verteilung der besonders artenreichen Gebiete auswirken würden. Diese befinden sich derzeit vor den pazifischen Küsten Nordamerikas und Japans, nördlich von Neuseeland und in den Gewässern mehrerer subantarktischer Inseln.

Kaum Veränderungen beim Verteilungsmuster

In der Simulation veränderten sich die Verteilungsmuster der Meeressäuger bis 2050 weltweit nur geringfügig. Am stärksten beeinflusst der Klimawandel die derzeit vergleichsweise artenarmen Polarregionen, in denen den Wissenschaftlern zufolge gebietsweise ein Verlust von mehr als 80 Prozent der ursprünglichen Arten zu erwarten ist. Gleichzeitig könnte sich die Artenvielfalt dort mehr als verzehnfachen, weil Meeressäuger aus subpolaren und gemäßigten Gebieten zuwandern.

Auch in tropischen Gewässern steht nach Angaben der Biologen ein Artenverlust bevor, jedoch in geringerem Ausmaß. Allerdings betonen die Forscher, dass die Ergebnisse der Studie die Auswirkungen des Klimawandels eher unterschätzen, da die indirekten Folgen der Erderwärmung, etwa die veränderte Verteilung von Beutetieren oder der Verlust von Lebensraum bei polaren Arten, nicht im Modell berücksichtigt werden konnten.

Schützenswerte Meeresgebiete identifizieren

Da Säugetiere für die Nahrungsnetze in Meeren eine wichtige Rolle spielen, geben Informationen über ihre Verbreitung wertvolle Hinweise auf die gesamte biologische Artenvielfalt. Auf der Basis von Vorhersagemodellen wie dem hier angewandten ist es möglich, besonders schützenswerte Meeresgebiete zu identifizieren.

Eines der Hauptziele des internationalen Übereinkommens über die biologische Vielfalt besteht darin, ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten auszuweisen, das bis zum Jahr 2020 mindestens zehn Prozent der globalen Meeresoberfläche umfassen soll. Mit derzeit knapp über einem Prozent ausgewiesener Schutzgebiete ist die Staatengemeinschaft von diesem Ziel aber noch weit entfernt.

(Universität Freiburg, 27.05.2011 – DLO)

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