Im Mittelalter war der Pranger ein wirksames Mittel, Fehlverhalten zu bestrafen. Öffentliches Bloßstellen hat aber bis heute seine disziplinatorische Wirkung behalten. Dass der persönliche Ruf mehr Wert sein kann als mögliche finanzielle Vorteile, hat jetzt eine Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams in der Fachzeitschrift „Biological Letters“ belegt.
Danach verhalten sich die Spieler in so genannten Gemeinwohl-Spielen kooperativer, wenn besonders positives oder besonders negatives Verhalten öffentlich wird. Positive wie negative Beurteilung durch Mitmenschen bestimmen also menschliches Verhalten maßgeblich mit.
Ruinierter Ruf
Die Bilder sind bis heute unvergessen: Im Februar 2008 verhaften Steuerfahnder Klaus Zumwinkel in seinem Privathaus und führen ihn vor laufenden Kameras ab. Von manchen als Vorverurteilung durch die Medien kritisiert, wurde der Ruf des damaligen Chefs der Deutschen Post durch diese öffentliche Demütigungen nachhaltig beschädigt. Die abschreckende Wirkung solcher Aufnahmen ist womöglich größer als die Angst vor den strafrechtlichen Folgen.
Gemeinwohl-Spiel
Wie wichtig Begriffe wie „Schande“ und „Ehre“ für menschliches Handeln sind, zeigt eine die Analyse eines Gemeinwohl-Spiels mit rund 180 Studienanfängern, das die Forscher des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön und der University of British Columbia in Kanada entwickelt haben. In solchen Spielsituationen beobachten Wissenschaftler beispielsweise, unter welchen Bedingungen Menschen sich kooperativ verhalten.