Deutsche Materialwissenschaftler haben einen neuen, außerordentlich sensiblen Sprengstoffsensor entwickelt. Dieser „Nano-Spürhund“ kann selbst geringste Spuren der hochexplosiven Chemikalie Pentaerythrityltetranitrat (PETN) nachweisen.
Die Chemikalie PETN konnte bisher nur sehr aufwändig durch einen Wischtest und ein Ionenmobilitätsspektrometer identifiziert werden. Flughafenscanner und Sprengstoffhunde erkennen PETN kaum, weil PETN nur wenige Moleküle an die Umgebungsluft abgibt. Zugleich ist PETN hochexplosiv – bereits wenige Gramm reichen aus, um etwa einen Mittelklassewagen vollständig zu zerstören.
PETN häufig genutzt
Aufgrund dieser Eigenschaften wurde der Sprengstoff in jüngster Zeit häufig von Terroristen eingesetzt. PETN befand sich in den Paketbomben, mit denen Ende vergangenen Jahres Frachtflugzeuge zum Absturz gebracht werden sollten und wurde im Dezember 2009 auch vom sogenannten „Unterhosenbomber“ genutzt.
Forschern der Technischen Universität (TU) Darmstadt ist es nun in Zusammenarbeit mit der Hochschule RheinMain gelungen, einen Nano-Sensor zu entwickeln, der bereits ein einzelnes Sprengstoffmolekül unter zehn Milliarden Luftmolekülen erkennt. „Nähert sich ein PETN-Molekül den Nanoröhren, bleiben die für Explosivstoffe charakteristischen Nitrogruppen des Moleküls an der Oberfläche der Röhren haften. Hierdurch kommt es zu einer Änderung der Leitfähigkeit, die mit elektronischen Messgeräten erfasst werden kann“, erklärt der Materialwissenschafter Mario Böhme das Funktionsprinzip des neuartigen Sprengstoffdetektors.
Sprengstoffkontrollen ohne zusätzlichen Zeitaufwand
Um PETN mit dem neuen Sensor zu erkennen, muss lediglich die Raumluft über den Sensor geleitet werden. „Vorstellbar wäre, die herkömmlichen Metalldetektoren und Röntgengeräte an den Flughafenkontrollen mit dem Sensor und einer Vorrichtung zum Ansaugen von Luft nachzurüsten“, so Böhme. Dadurch könnten alle Passagiere sowie ihr Gepäck diskret und ohne zusätzlichen Zeitaufwand kontrolliert werden.
„Ebenso denkbar wäre ein tragbares Handgerät, das ähnlich wie ein Tischstaubsauger funktioniert und mit dem einzelne Personen kontrolliert werden können.“ Da die Sensoren sehr klein und außerdem kostengünstig herzustellen sind, kann Böhme sich auch vorstellen, dass der Sensor etwa bei großen Sportveranstaltungen oder in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen zum Einsatz kommt.
Kooperationspartner gesucht
Böhme hat den Sensor im Rahmen seiner Dissertation entwickelt. Nachdem die Nanoröhren mittlerweile weltweit zum Patent angemeldet sind, suchen er und seine Forscherkollegen nun nach Kooperationspartnern aus der Industrie.
(Technische Universität Darmstadt, 28.07.2011 – DLO)