Für Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium ist dies häufig eine der drängendsten Fragen: „Wie lange habe ich noch zu leben?“ Ein neuer Test könnte Ärzten zukünftig bei der Beantwortung dieser Frage helfen. Britischer Forscher haben ihn entwickelt und seine Genauigkeit bei mehr als 1.000 Krebspatienten mit denen der behandelnden Ärzte verglichen. „Unser Ergebnis zeigt, dass unsere ‚PiPS‘-Testvarianten besser sind als die besten Überlebensprognosen der spezialisierten Krebsärzte“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „British Medical Journal“. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis beruhten die beiden Testvarianten nicht auf einer subjektiven Einschätzung durch den Arzt. Stattdessen werde der Zustand des Krebspatienten anhand einer Checkliste vorgegebener Merkmale bewertet.
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„Die Prognosen der behandelnden Ärzte sind ungenau und oft überoptimistisch“, sagen Bridget Gwilliam von der St. Georges University in London und ihre Kollegen. Ihre Bewertung sei von der Beziehung zum Patienten beeinflusst und abhängig von individuellem Training. Es sei aber wichtig, wenigstens zu wissen, ob noch Tage, Wochen oder Monate bleiben – für den Patienten, aber auch für die Ärzte. „Nur auf Basis realistischer Überlebensprognosen lassen sich Entscheidungen darüber treffen, ob ein Patient nach Hause geschickt, in ein Hospiz oder eine spezialisierte Palliativ-Station überwiesen werden sollte“, schreiben die Forscher.
Der neue Test existiert in zwei Varianten – einmal mit, einmal ohne Bluttest. Dadurch könne er je nach Situation und Zustand des Patienten individuell angepasst werden. „Im klinischen Kontext würde er normalerweise dafür genutzt werden, um die Prognosen der Ärzte zu ergänzen und zu verbessern“, sagen Gwilliam und ihre Kollegen. Ersetzen soll er die eigene Einschätzung des Arztes aber nicht. Die Forscher haben bereits ein Computerprogramm entwickelt, um die Auswertung der Checklisten zu vereinfachen. Im nächsten Schritt soll das Testverfahren in einer großen, multizentrischen Studie weiter getestet werden.