Vor 12.000 Jahren jagten Höhlenlöwen am liebsten alleine – und dies vorzugsweise nach Rentieren: Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Tübingen. Sie hatten für ihre Studie Kohlenstoff- und Stickstoffisotope im Knochen-Kollagen der fossilen Raubtiere untersucht. Die neuen Daten liefenr wertvolle Einblicke in die Lebensweise der ausgestorbenen Höhlenlöwen. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Quaternary International“ berichten, könne man direkt auf die Ernährung der Beutetiere schließen.
Bis vor etwa 12.000 Jahren stand den Großkatzen Europas eine große Bandbreite an Beutetieren zur Verfügung, unter anderem Mammuts, Wollnashörner, Bisons, Pferde und Rentiere. Diese mussten sie allerdings mit großen Konkurrenten teilen, darunter Höhlenhyänen, Braunbären, Wölfe und natürlich der Mensch. Was genau die großen Eraubtiere damals fraßen, war bislang unklar. Analog zum heutigen Beutespektrum der vor allem Zebreas und große Antilopen fressenden Löwen in Afrika, könnte man vermuten, dass auch die Höhlenlöwen groe Beute wie Urzeitpferde und Bisons bevorzugten.
Rentiere als Lieblingsbeute
Tatsächlich aber stand bei Höhlenlöwen hauptsächlich Rentierfleisch auf dem Speiseplan, wie die Forscher herausfanden. Dies sei zudem bei diesen Großkatzen in sehr viel stärkerem Ausmaß der Fall als bei ihren Konkurrenten. Einige Löwen fraßen wahrscheinlich auch junge Höhlenbären. Die Vorliebe
für Rentiere hielt wohl bis zum Ende der Eiszeit an: Das lokale Aussterben dieser kälteangepassten Tiere während der globalen Wiedererwärmung vor ca. 12.000 Jahren könnte sogar ursächlich für das Aussterben der europäischen Höhenlöwen gewesen sein.
Interessanterweise entdeckten die Forscher bei den Höhlenlöwen aus Südwestdeutschland, der nördlichen Schweiz, Nordfrankreich und dem südlichen Belgien jeweils sehr unterschiedliche Isotopenwerte – im Gegensatz zu den damals lebenden Hyänen, die als Rudeltiere einander sehr ähnliche Werte aufweisen. Dieses Ergebnis zeige, so die Wissenschaftler, dass die Höhlenlöwen Einzeljäger waren und nicht im Rudel jagten, wie beispielsweise afrikanische Löwen. (Quaternary International, 2011; DOI: 10.1016/j.quaint.2011.02.023).
(Universität Tübingen, 25.10.2011 – NPO)