Kieler Geologen haben am Kontinentalhang vor Chile die Spuren von drei ungewöhnlich großen, bis zu 500.000 Jahre alten Hangrutschungen entdeckt. Wie sie in der Fachzeitschrift „Journal of the Geological Society“ berichten, wurden dabei bis zu 500 Kubikkilometer Boden bewegt – genug um ganz Schleswig-Holstein 30 Meter hoch mit Schutt zu bedecken. Da zwischen 15 und 25 Prozent aller Tsunamis von unterseeischen Hangrutschungen ausgelöst werden, versuchen Wissenschaftler weltweit, mehr über dieses Phänomen herauszufinden.
Immer wieder ereignen sich rund um den Globus Erdrutsche mit teilweise katastrophalen Folgen, wie zum Beispiel Anfang 2011 in Brasilien, als nach heftigen Regenfällen nördlich von Rio de Janeiro mehrere Städte im Schlamm versanken. Die weitaus größten Hangrutschungen auf unserem Planeten finden allerdings nicht an Land, sondern in den Ozeanen statt. Auch sie können zerstörerisch sein: Im harmlosen Fall beschädigen sie Infrastruktur wie Pipelines oder Datenkabel am Meeresboden, im
schlimmsten Fall lösen sie extreme Tsunami-Wellen aus, die ganze Küstenstreifen verwüsten. Spuren derartiger Hangrutschungen kennen Wissenschaftler an allen Kontinentalrändern. Dort fällt der Meeresboden relativ steil von den flachen Küstenmeeren in die Ebenen der Tiefsee ab.
Drei besonders große Hangrutschungen konnten Forscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) jetzt zusammen mit Kollegen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe am Kontinentalhang vor Süd-Chile ausmachen. „Hier wurden jeweils bis zum 500 Kubikkilometer Material bewegt. Das würde reichen, um ganz Schleswig-Holstein 30 Meter hoch mit Schutt zu bedecken“, erklärt der Geologe Jacob Geersen.