Forscher haben eine bisher unbekannte Fähigkeit von Pilzen entdeckt: Sie wandeln giftiges Blei in das für Umwelt und Mensch unschädliche Mineral Chloropyromorphit um. Dieses Mineral ist unlöslich und extrem stabil. Das in ihm gebundene Blei gelangt daher nicht mehr in das Grundwasser oder die Nahrungskette. Bisher galt die Bildung dieses Minerals als rein chemischer Prozess. Jetzt habe man zum ersten Mal festgestellt, dass auch bestimmte Schimmelpilze metallisches Blei in Chloropyromorphit umwandeln und damit diesen Prozess beschleunigen können. Pilzkulturen könnten daher zukünftig dazu beitragen, verseuchte Böden zu sanieren, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Current Biology“.
Metallisches Blei gelangt vor allem über bleihaltige Abgase und Feinstaub in die Umwelt, aber auch durch Industrieanlagen oder Bleimunition. Über den Boden und Wasser wird das giftige Blei von Pflanzen und Tieren aufgenommen und kommt so in die Nahrungskette.
Pilzprodukte greifen Blei an
Bisher werden bleiverseuchte Böden saniert, indem ihnen Phosphor und Säuren zugesetzt werden. Dies fördert zwar die chemische Bildung des stabilen Minerals Chloropyromorphit, die Säure trägt aber gleichzeitig dazu bei, das Blei und weitere Schwermetalle aus dem Boden zu lösen. Das erhöht die Gefahr, dass die Giftstoffe ins Grundwasser gelangen.
Jetzt haben die Forscher festgestellt, dass auch bestimmte Pilzarten das Mineral in Anwesenheit von Phosphor bilden können – ohne Zusatz von Säuren. „Entscheidend dafür scheint die Fähigkeit der Pilze zu sein, organische Säuren und andere Stoffe zu bilden, die das Blei angreifen“, erklärt Studienleiter Geoffrey Gadd von der University of Dundee. Dadurch entstünden Bleiverbindungen, die mit Phosphor zu Chloropyromorphit reagierten.