Forscher haben erstmals einen effektiven Ansatzpunkt gegen chronische Nervenschmerzen in Händen, Armen oder Beinen entdeckt: Sie identifizierten ein kleines Molekül im Rückenmark als Auslöser der anhaltenden Symptome. Dieses sogenannte Dimethylsphingosin (DMS) wird von den Nervenzellen des Rückenmarks in unnormal großer Menge ausgeschüttet und löst so Entzündungen und Schmerzen aus. Entgegen bisherigen Vermutungen entstehen die sogenannten neuropathischen Schmerzen damit nicht dort, wo ein Nerv verletzt oder beschädigt wurde und es weh tut. Stattdessen führe eine Veränderung des Zellstoffwechsels im Rückenmark zu den Schmerzen, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Chemical Biology“.
Diese Erkenntnis könnte dazu beitragen, erstmals effektive Therapien gegen diese sogenannten neuropathischen Schmerzen zu entwickeln. Bisher seien die Behandlungsmöglichkeiten sehr begrenzt, weil man die molekularen Ursachen nicht kannte. „Unsere Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass eine Hemmung dieses Moleküls die einschränkende Erkrankung therapieren könnte“, schreiben Gary Patti vom Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla und seine Kollegen.
Millionen Menschen von neuropathischen Schmerzen betroffen
Unter neuropathischen Schmerzen leiden Millionen Menschen weltweit. Sie entstehen, wenn Nervenenden, beispielsweise in den Händen oder Füßen, durch Verletzungen, schlechte Durchblutung bei Diabetes oder auch Infektionskrankheiten beschädigt werden. „Am Ort der Verletzung degradiert der Nerv zunächst, baut sich dann aber in gewissem Maße wieder auf“, erklärt Patti. Erst jetzt habe man festgestellt, dass sich dabei auch das andere Ende der geschädigten Nervenfaser verändere. Die größten biochemischen Verschiebungen und auch das entscheidende Molekül Dimethylsphingosin habe man dort, im hinteren Bereich des Rückenmarks, gefunden.
„Das ist ein großer Schritt vorwärts im Verstehen und Behandeln neuropathischer Schmerzen“, sagt Patti. Man arbeite bereits daran, Mittel zu finden, mit denen sich die Ausschüttung dieses Moleküls gezielt blockieren lasse.