Krankheitserregende Prionen können leichter von einer Art zur anderen überspringen als bisher angenommen. Gewebe des Lymphsystems, wie beispielsweise die Milz, dienen dabei als Refugium im neuen Organismus. Das haben französische Forscher in Versuchen mit Mäusen festgestellt. Deren Milz sei gegenüber drei artfremden Prionen, darunter auch dem Erreger des Rinderwahns (Bovine spongiforme Enzephalopathie, BSE), bis zu zehnfach empfänglicher gewesen als das Gehirn. Die Prionen konnten sich in der Milz ihres neuen Wirtes vermehren und hielten sich dort jahrelang. Das stelle die bisher angenommene strenge Artbarriere für Prionen beispielsweise zwischen Rindern und dem Menschen in Frage, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“.
{1l}
Krankheiten wie der Rinderwahn bei Kühen, Scrapie bei Schafen oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen werden durch Prionen ausgelöst. Diese Krankheitserreger bestehen aus fehlgefalteten Proteinen. Gelangen sie in das Gehirn eines Organismus, bringen sie die dort vorkommenden gesunden Prionproteine zum Umklappen und führen so zu fortschreitenden Störungen der Gehirnfunktion.
Bisher gingen Forscher davon aus, dass diese Vermehrung nur stattfinden kann, wenn gesunde und fehlgefaltete Prionen von der gleichen Tierart stammen. Befallen dagegen die Erreger einen artfremden Organismus, passen die Proteinstrukturen nicht zusammen. Dadurch, so dachte man, sei eine Vermehrung der Prionen nicht möglich. Diese Artbarriere sollte auch verhindern, dass Menschen durch den Genuss von BSE- oder Scrapie-verseuchten Lebensmitteln erkranken. Doch die neuen Erkenntnisse stellen diese Annahme in Frage.