Der Golfstrom hat sich in den letzten hundert Jahren zwei- bis dreimal so rasch erwärmt wie der Rest des Atlantiks. Das hat ein internationales Forscherteam anhand von Beobachtungsdaten und Modellsimulationen festgestellt. Diese vermutlich durch den Klimawandel bedingte Veränderung ist aus zwei Gründen bedeutsam, wie die Forsher im Fachmagazin „Nature Climate Change“ berichten: Der Golfstrom transportiert Wärme aus den Tropen in die gemäßigten Breiten und sorgt so unter anderem für das vergleichsweise milde Klima in Mittel- und Nordeuropa. Zum anderen beeinflusst die Erwärmung des Meerwassers die Pufferwirkung des Ozeans für das Treibhausgas Kohlendioxid: Das wärmere Wasser nimmt weniger CO2 auf.
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Eisfreie Küsten bis in Regionen nördlich des Polarkreises, Laubwälder und Getreideanbau, wo in anderen Erdteilen auf gleichem Breitenkreis subpolare Bedingungen vorherrschen – das Klima Mittel- und Nordeuropas ist dank des Golfstroms und seiner sich weit nach Norden erstreckenden Ausläufer vom Klima her sehr begünstigt. Die warme Meeresströmung, die ihren Ursprung im Golf von Mexiko hat, transportiert bis zu 100 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde an der amerikanischen Ostküste entlang nach Norden. Dabei ist der Golfstrom nur eine von mehreren sogenannten westlichen Randströmen, die für die Umverteilung von Wärme und Feuchte zwischen den Subtropen und Polargebieten verantwortlich sind.
Beobachtungsdaten aus 100 Jahren ausgewertet
Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat nun untersucht, inwieweit sich diese warmen Strömungen im Laufe des letzten Jahrhunderts verändert haben. „Wir haben insgesamt acht verschiedene globale Beobachtungsdatensätze der Temperatur angeschaut sowie Meeresströmungen mit Hilfe eines hochauflösenden Ozeanmodells unter Nutzung von Beobachtungsdaten simuliert“, erläutert Martin Visbeck, Co-Autor der Studie und Leiter der Physikalischen Ozeanographie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR).