Waldrodungen und andere Änderungen der Landbedeckung an Berghängen wirken sich nur wenig auf die Berggletscher aus. Das haben Forscher in einer Studie am Kilimandscharo in Afrika herausgefunden. Demnach sind die beispielsweise durch Entwaldung verursachten lokalen Klimaveränderungen nicht stark genug, um das Schrumpfen oder Wachsen des Gipfelgletschers signifikant zu beeinflussen. Momentan könne daher die Hypothese, dass solche lokalen Veränderungen die Gletscherschmelze verstärken, nicht bestätigt werden, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Climate Change“.
Ob die Landoberfläche bewaldet, bebaut oder von Feldern bedeckt ist hat einen direkten Einfluss auf das lokale Klima. Es reguliert den Austausch von Strahlung, fühlbarer Wärme und Wasserdampf zwischen Oberfläche und darüber liegender Luft. Ob sich aber Veränderungen der Pflanzendecke von Berghängen auch auf die darüber liegenden Berggletscher auswirken, sei bislang unklar gewesen, sagen die Forscher. Jetzt habe man erstmals das Ausmaß dieses Einflusses genauer beziffert.
Entwaldung verändert Niederschlag
Die Forscher stellten fest, dass die Entwaldung rund um den Kilimandscharo vor allem den Niederschlag über den Gipfelgletschern geändert hat. Allerdings nahm dabei der Regen und Schnee auf der Nordseite zu, auf der Südseite ab. Dadurch schrumpfte der Gletscher zwar auf der Südseite um sieben bis 17 Prozent, wuchs aber dafür an der anderen Seite. Insgesamt habe sich dadurch die Gletschermasse kaum verändert.
Dieses Ergebnis lasse den Schluss zu, dass relativ kleinräumige Änderungen der Landoberfläche wie am Kilimandscharo das Gebirgsklima nicht stark stören. „Wir halten es für wahrscheinlich, dass dieser lokale Klimaeffekt außerhalb der Tropen sogar noch geringer ausfällt“, meinen Thomas Mölg von der Universität Innsbruck und seine Kollegen. Der Effekt des globalen Klimawandels auf Gletscher werde daher durch solche lokalen Veränderungen kaum beeinflusst.
„Ein wichtiger Seitenaspekt der Ergebnisse ist jedoch, dass die Entwaldung zu viel größeren Niederschlagsreduktionen in mittleren Höhenlagen etwa zwei Kilometer unterhalb der Gletscher führt als in den Gipfelregionen“, sagt Mölg. Das habe Folgen für den lokalen Wasserhaushalt und reduziere die Wasserverfügbarkeit für die lokale Bevölkerung.
Verschiedene Änderungen der Landnutzung simuliert
Für ihre Studie nutzten die Forscher ein kombiniertes Gletscher- und Atmosphärenmodell. Dieses glichen sie mit direkten Messungen verschiedener Klimaelemente, darunter Temperatur, Luftfeuchte, Strahlung, Niederschlag und Gletscherentwicklung am Kilimandscharo ab.
Dann simulierten sie, wie sich die Gipfelgletscher bei unterschiedlicher Pflanzenbedeckung der Berghänge entwickelt hätten. „Auf Basis dieser Evaluierung haben wir im Atmosphärenmodell schließlich die Vegetationsbedeckung geändert – einmal 1976, einmal die aktuelle Situation – und den Effekt auf die Gletschermasse berechnet“, sagt Mölg.
Dabei habe sich zwar eine Verschiebung der Niederschläge gezeigt, für das Schrumpfen des Gletschers seien aber eindeutig die großräumigen Klimaeinflüsse entscheidender gewesen. (Nature Climate Change, 2012; doi:10.1038/nclimate1390)
(Nature Climate Change / dapd, 07.02.2012 – NPO)