Klima

Mittelmeerraum: Wasserknappheit und Versalzung drohen

Schwerwiegende Folgen des Klimawandels noch in diesem Jahrhundert

Das Satellitenbild im Wassertropfen versinnbildlicht den Schwerpunkt des europäischen Forschungs-Clusters CLIWASEC: Es erforscht die ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen des Klimawandels und der Wasserknappheit im Mittelmeerraum. © CLIWASEC

Der Klimawandel wird noch in diesem Jahrhundert zu massiven Veränderungen im Mittelmeerraum führen: Es drohen verstärkte Wasserknappheit, Versalzung von Böden und sogar eine Evakuierung einiger Stadtgebiete. Das berichten Wissenschaftler des internationalen Projekts CLIWASEC (Climate Change Impacts on Water and Security) auf einer Fachtagung in München. Die Auswirkungen des Klimawandels könnten erhebliche ökologische, wirtschaftliche und soziale Konflikte in der Mittelmeerregion auslösen, warnen die Forscher. Die Folgen dieser Probleme würden dann auch in anderen Ländern, darunter Deutschland, zu spüren sein.

Nildelta als Vorgeschmack auf kommende Verhältnisse

Im Bereich des westlichen Nil-Deltas lasse sich bereits jetzt beobachten, welche Probleme zukünftig dem gesamten Mittelmeerraum drohen, sagen die Forscher. Dort hat der Wasserverbrauch – unter anderem für die Bewässerung der Felder – bereits stark zugenommen. Gleichzeitig steigt auch der Meeresspiegel seit Jahrzehnten messbar an. Beide Faktoren zusammen lassen Grundwasser und Bodens immer stärker versalzen. Messungen von Forschern der Universität Zagazig in Ägypten belegen, dass die Versalzung bereits viele Kilometer in das Nil-Delta vorgedrungen ist.

Setze sich dies fort, drohe eine nahezu irreversible Kontamination wertvoller Wasserreserven, warnen die Forscher. „Das hätte gravierende Folgen: Allein im Nil-Delta könnten 300 Quadratkilometer Landwirtschafts- und Siedlungsfläche verloren gehen und küstennahes Grundwasser weiträumig versalzen“, erklärt Ralf Ludwig, Geowissenschaftler der LMU München und Koordinator des Forschungsprojekts CLIMB. Nach Einschätzung der Forscher werden die Menschen die Art und Weise, wie sie ihre Felder bewirtschaften, mittelfristig an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen müssen. Wichtig seien effizientere Bewässerungsstrategien, aber eine Umstellung auf Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen.

Menschen in Alexandria droht eine Umsiedlung

Folgen hat der Klimawandel aber auch für die Bewohner der Großstädte am Mittelmeer: Im Stadtgebiet von Alexandria hat die massive Wasserentnahme und das nachrückende Salzwasser bereits jetzt den Untergrund destabilisiert, wie die Forscher berichten. Zahlreiche Wohngebäude, Bahnlinien und Straßen sind dadurch bereits zerstört oder baufällig.

Ohne massive Anpassungsmaßnahmen könne diese Entwicklung bis zu 1,5 Millionen Menschen allein im Großraum Alexandria zu einer Umsiedlung zwingen, warnen die Wissenschaftler. Denn bis 2050 soll der Meeresspiegel im östlichen Mittelmeerraum um weitere 50 bis 60 Zentimeter ansteigen. Das werde die bestehenden Probleme verschärfen.

Nach Einschätzung der Forscher werden sich die Probleme im Mittelmeerraum mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Länder und Regionen auswirken, die mit dieser Region ökonomisch und politisch vernetzt sind. Die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft im Mittelmeerraum könnten auch in Mitteleuropa beispielsweise zu Lieferengpässen von Waren führen.

(CLIWASEC, 17.02.2012 – NPO)

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