Hannoveraner Wissenschaftler haben auf einer Forschungsreise eine teilweise unberührte Region im Dronning Maud Land der Antarktis erkundet. Dabei ist es ihnen gelungen, neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte und geologischen Struktur der Antarktis zu gewinnen.
Hauptziel der achtwöchigen Expedition GEA II – Geodynamic Evolution of East Antarctica – war der Gebirgszug Sør Rondane im östlichen Dronning Maud Land. Neben dem Hauptgebirgszug haben die Forscher verschiedene aus dem Eis herausragende Bergspitzen – Nunataks – beprobt. Dazu gehörten die die südöstlichen Nunataks Sør Rondanes, mehrere Nunataks westlich davon sowie die südöstlichsten Nunataks und Moränen im zentralen Dronning Maud Land. Manche dieser Gebiete hatten zuvor noch keinen menschlichen Kontakt.
1,5 Tonnen Gesteinsproben
Bei der Expedition wollten die Wissenschaftler die bisher unbekannte Nahtstelle finden, an der vor 600 bis 500 Millionen Jahren zwei kontinentale Blöcke kollidiert sind und den Superkontinent Gondwana gebildet haben. Dieser Nahtstelle sind die Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zusammen mit Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Bremerhaven sowie der Universitäten Bremen, Bergen (Norwegen) und Gent (Belgien) vermutlich ein Stück näher gekommen.
Eine exakte Aussage ist jedoch erst nach Laboranalysen der Gesteinsproben und einer Auswertung der aerogeophysikalischen Messungen möglich. „Mit Sicherheit werden die Ergebnisse jedoch dazu beitragen, das panafrikanische Gebirge und damit die Antarktis besser zu charakterisieren“, sagt BGR-Polargeologe Andreas Läufer.
Im Rahmen der Expedition hat das Team zahlreiche Gesteinsaufschlüsse geologisch untersucht, insgesamt 1,5 Tonnen Gesteinsproben genommen und geophysikalische Messungen mit dem neuen Forschungsflugzeug „Polar 6“ des AWI durchgeführt. Damit können Gesteinskörper und Strukturen auch unter eisbedeckten Gebieten verfolgt werden.
Unerwarteter Fund an der Gletschermoräne
Ein unerwarteter Fund ist den Wissenschaftlern bei der südlichsten Gletschermoräne vor dem Eisplateau Sør Rondanes gelungen. Dort haben sie an der Grenze zwischen Schnee und Eis relativ junge und große Gipskristalle entdeckt. Diese Kristalle hatte das Team in der kalten Eiswüste der Antarktis nicht erwartet. Wie diese Gipse an den Fundstellen unter diesen speziellen Bedingungen wachsen konnten und welche Bedeutung sie haben, werden weiter Untersuchungen zeigen, so die BGR-Experten.
Bereits in der vorausgegangenen Antarktissaison 2010/11 hatten Wissenschaftler der BGR mit Fachleuten der Projektpartner im Rahmen der Expedition GEA I von der belgischen Antarktisstation „Princess Elisabeth“ aus geologische und geophysikalische Untersuchungen in Sør Rondane vorgenommen. Die GEA-I-Expedition diente unter anderem als Basis für die jetzt zu Ende gegangene Folgeexpedition GEA II.
(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 28.02.2012 – DLO)