Eine neue, salztolerante Weizensorte könnte Missernten und Hunger in den Entwicklungsländern bekämpfen helfen. Denn sie bringt selbst auf stark versalzten Böden noch rund ein Viertel mehr Ertrag als herkömmliche Sorten. Das berichten australische Forscher im Fachmagazin „Nature Biotechnology“. Basis für ihre Neuzucht bildet ein Gen aus dem schon in der Steinzeit angebauten Einkorn. Dieses Gen verleiht dem Urgetreide die Fähigkeit, überschüssiges Salz über Wurzeln und Stängel wieder abzugeben. Dadurch bleiben Blätter und Korn vor der schädlichen Wirkung des Salzes geschützt.
Für ihre Züchtung kreuzten die Wissenschaftler das sogenannte Nax2-Gen aus dem Einkorn in modernen Hartweizen ein. Dieser gilt als besonders salzempfindlich, wird aber vor allem in heißen, trockenen Regionen der Erde angebaut. „Gerade in solchen trockenen Gebieten sind die Weizenerträge oft gering, weil die Böden durch Bewässerung, Erosion oder den Einstrom von Meerwasser ins Grundwasser versalzen“, schreiben Rana Munns von der University of Western Australia in Crawley und ihre Kollegen.
Bis zu zwölfmal weniger Salz in den Blättern
In Feldversuchen im australischen New South Wales erwies sich die neu gezüchtete Weizenvariante als deutlich salztoleranter als der normale Hartweizen, wie die Forscher berichten. Auf stark versalztem Boden enthielten die Blätter des normalen Weizens vier- bis zwölfmal mehr Salz als die der neuen Sorte.
„Gleichzeitig brachte der optimierte Weizen auf nicht-salzigen Böden genauso hohe Erträge wie der nicht veränderte“, sagen die Wissenschaftler. „Das ist wichtig, denn ein optimaler Ertrag auf allen Böden ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, Bauern zum Anbau solcher Weizensorten zu bewegen“, meinen Munns und ihre Kollegen.
Züchtung ohne Gentechnik
Die neue Weizensorte sei zudem nicht mittels Gentechnik, sondern mit herkömmlichen Züchtungsmethoden entstanden, betonen die Forscher. Dadurch werde diese Sorte nicht als transgen klassifiziert und könne ohne Beschränkungen angebaut werden.
Für ihre Zucht nutzten die Wissenschaftler aber durchaus Hilfsmittel der modernen Biotechnologie. Sie analysierten die Genaktivität der Weizenpflanzen und färbten gezielt die Zellen an, in denen das Nax2-Gen aktiv war. Dadurch konnten sie feststellen, welche Kreuzungen erfolgreich waren. (Nature Biotechnology, 2012; doi: 10.1038/nbt.2120)
(Nature Biotechnology / dapd, 12.03.2012 – NPO)