Die Mikrobenwelt in und auf unserem Körper ist deutlich vielfältiger als bisher angenommen: Mindestens 10.000 verschiedene Arten von Bakterien besiedeln das Ökosystem Mensch. Das zeigt die erste umfassende Bestandsaufnahme unserer mikrobiellen Mitbewohner – des sogenannten Mikrobioms – durch einen internationalen Forschungsverbund. Insgesamt trägt jeder Mensch Billiarden von größtenteils harmlosen Bakterien mit sich – gut zehnmal mehr als wir eigene Zellen besitzen. Wie sich jetzt zeigt, leben an den verschiedenen Stellen unseres Körpers – ob Mund, Haut oder Darm – ganz unterschiedliche Bakteriengemeinschaften. Die mikrobielle Vielfalt ist dabei im Speichel und Darm am größten, in der weiblichen Vagina am geringsten.
Und auch jeder Mensch ist in Bezug auf sein Mikrobiom einzigartig, wie das Human Microbiome Project Consortium in zwei Beiträgen im Fachmagazin „Nature“ und in 12 weiteren, gleichzeitig erscheinenden Veröffentlichungen in anderen Fachjournalen berichtet. Die Vielfalt und Menge der Bakterien sei selbst zwischen gesunden, ähnlich lebenden Personen erstaunlich unterschiedlich.
„Es gab keine Bakterienart, die bei allen 242 Testpersonen und an allen Körperstellen gefunden wurde“, berichten die Forscher. Stattdessen sei jeder Lebensraum auf dem Körper fast jedes Menschen von einer oder mehreren typischen Arten geprägt. So könne ein bestimmtes Darmbakterium bei einem Menschen 90 Prozent der Darmflora ausmachen, bei einem anderen aber fehlen oder nur zu 0,1 Prozent vorkommen. Dennoch seien beide völlig gesund und die Darmflora intakt.
Die harmlosen Mitbewohner überwiegen bei weitem
Die meisten unserer Mitbewohner sind dabei harmlos, wie die Wissenschaftler feststellten. Ernsthafte Krankheitserreger wie Salmonellen, den Magenkeim Helicobacter pylori oder den Durchfallerreger Vibrio cholerae habe man in keiner der Proben gefunden. Selbst den Darmkeim Escherichia coli wiesen sie nur in 15 Prozent der Proben und da auch nur in extrem geringen Mengen nach. Nicht besonders zahlreich, aber durchaus regelmäßig vertreten waren dagegen Keime, die bei gesunden Menschen keinerlei Probleme bereiten, aber bei geschwächtem Immunstem durchaus Infekte verursachen können.