Medizin

Calcium im Herz eignet sich zur Frühwarnung

Bei der Risikoeinschätzung für Herz-Kreislauferkrankungen schneidet das Calcium-Screening am besten ab

Mikrofotografie einer distalen rechten Koronararterie mit Arteriosklerose © 2009 Nephron / CC BY-SA 3.0

Calcium-Screenings sind die genauste Methode, um das Risiko eines Menschen für Herz-Kreislauferkrankungen zu bestimmen. Das fanden US-amerikanische Forscher heraus, als sie die gängigsten Tests miteinander verglichen. In ihrer Studie mit rund 1.300 Patienten prüften die Mediziner, ob die Prognose der einzelnen Risikotests innerhalb der darauffolgenden acht Jahre auch wirklich eintraf. Dabei unterteile man heute die Risikogruppen für Herz-Kreislauferkrankungen in hoch, mittel und niedrig, erklären die Wissenschaftler. Durch ungenaue Testergebnisse rutschten gerade in die mittlere Gruppe oft Patienten, die eigentlich ein höheres Risiko haben und damit einer anderen Behandlung bedürfen.

Die Forscher hätten deshalb nun erstmals aktuelle Standardtests miteinander verglichen. Ihre Ergebnisse zeigten eindeutig, dass Calciumablagerungen in Herzkranzgefäßen der zuverlässigste Indikator für spätere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind, berichten die Forscher im Fachmagazin „Journal of the American Medical Association“ (JAMA).

Laut den aktuellen Trends für die Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen sollten Menschen genau abgestimmt auf ihr individuelles Herz-Kreislaufrisiko behandelt werden, schreiben der Studienleiter Joseph Yeboah von der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem und seine Kollegen. Medizinischen Richtlinien folgend, werden Patienten mithilfe von Tests in verschiedene Risikogruppen unterteilt: hohes, mittleres und niedriges Risiko. Nur bei einem hohen Risiko wird eine regelmäßige, starke Medikation, etwa von blutdrucksenkenden Mitteln, empfohlen, um schweren Erkrankungen wie Herzinfarkten vorzubeugen.

Ärzte würden jedoch bereits kritisieren, dass die aktuellen Standardmodelle nicht immer mit der Realität übereinstimmen, sagen die Forscher. In die mittlere Risikogruppe gelangten häufig Patienten mit hohem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, die von einer intensiveren Therapie profitieren könnten – aber auch Menschen mit sehr geringem Risiko, die vielleicht nur ihren Lebensstil verändern müssten. Deshalb sei es wichtig, jene Faktoren zu identifizieren, die zu einer besseren Klassifizierung der Risikogruppen führten, betonen die Wissenschaftler.

Familienhistorie ist ein Risikofaktor

Um das Risiko für einen späteren Herzinfarkt, Diabetes oder Arteriosklerose zu testen, werden heute verschiedene Testmethoden angewandt. Dazu gehört die Messung der Calciumablagerungen an den Wänden der Herzkranzgefäßen, auch Coronary Artery Calcium-Screening genannt. Zudem gilt die Familienhistorie für Herz-Kreislauferkrankungen als ein wichtiger Risikoindikator, wie auch die Dicke der inneren Arterienwand oder der Knöchel-Arm-Index. Bei letzterem wird der Blutdruck am Oberarm wie Unterschenkel gemessen.

Anhand von Daten einer Studie mit 6800 Patienten US-amerikanischer Krankenhäuser, untersuchten die Wissenschaftler die Aussagekraft der einzelnen Standardtests. Dabei nahmen sie 1.330 dieser Probanden in den Fokus. Denn diese wurden auf alle Risikofaktoren getestet. Anhand des durchschnittlichen Ergebnisses aus allen Tests wurden sie der mittleren Risikogruppe für Herz-Kreislauferkrankungen zugeteilt. Nach einem Zeitraum von acht Jahren überprüften die Forscher, ob die Prognose auch tatsächlich eintraf. Das Ergebnis war: Fast alle Methoden sagten das Risiko zu ungenau vorher. Somit wurden Personen nur in die mittlere Gruppe eingeteilt, die in der Realität jedoch einem hohem Risiko ausgesetzt waren und später an Herzinfarkten oder Schlaganfällen litten und daran teils verstarben. Einzig Calcium-Screenings zeigten verlässliche Ergebnisse, die auch mit der Realität übereinstimmten, sagen die Forscher.

Ihre Studie zeige klar, dass die Messung von Calciumablagerungen in den Herzkranzgefäßen das beste Werkzeug sei, um Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen zu bestimmen. Dieser Methode sollte deshalb mehr Gewicht geschenkt werden, fordern die Wissenschaftler. „Bevor jedoch jeder mit der Methode gescannt wird, müssen aber auch andere Faktoren beachten werden, wie Kosten und Risiken des Tests“, fordert Yeboah. Da hierbei der Körper im Computertomographen gescannt wird, sei beispielsweise fraglich, ob die Strahlungsbelastung Patienten, die bereits Herzproblemen haben, zumutbar ist. (doi:10.1001/jama.2012.9624)

(Journal of the American Medical Association (JAMA), 22.08.2012 – INR)

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