Polarfüchse aus arktischen Regionen wanderten vor rund 200 bis 500 Jahren während der kleinen Eiszeit über eine Eisbrücke nach Island. Davon geht ein internationales Forscherteam aus, nachdem es DNA-Proben von archäologischen Funden der Insel mit dem Erbgut heute dort lebender Polarfüchse verglichen hat. Die DNA-Analysen zeigen, dass die Tiere vor rund 800 Jahren, und damit vor der kleinen Eiszeit alle die gleiche genetische Signatur trugen. Moderne Populationen hätten sich hingegen mit fünf verschiedenen Erbgutvarianten von Polarfüchsen durchmischt, berichten die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“. Die Forscher gehen davon aus, dass die Raubtiere das zugefrorene Meer während des kühlen Klimas der Kleinen Eiszeit als Brücke nutzten, um nach Island zu wandern.
„Noch heute laufen Polarfüchse bis zu mehrere hundert Kilometer am Tag“, sagt Studienleiter Greger Larson von der britischen Durham University. Es sei also damals ein Einfaches für sie gewesen, von arktischen Regionen wie Russland, Nordamerika oder Grönland bis nach Island zu wandern. Schon frühere Studien hätten darauf hingewiesen, dass zeitweilige Eisbrücken die Verbreitung von Polarfüchsen ermöglichten. Jetzt zeige sich, dass auch die isländischen Füchse auf diesem Weg mit Einwanderern in Kontakt kamen.
Um herauszufinden, ob die Tiere tatsächlich während der kleinen Eiszeit – einer Periode relativ kühlen Klimas vor etwa 200 bis 500 Jahren – über das vereiste Meer bis nach Island gewandert waren, analysierten die Forscher DNA-Proben fossiler Knochen. Diese stammten von 17 Polarfüchsen aus dem neunten und dem zwölften Jahrhundert, also der Zeit vor der Kleinen Eiszeit.
Eine Eisbrücke bot die einzige geografische Verbindung
Ihre Ergebnisse verglichen die Forscher mit dem Erbgut von heute in Island lebenden Polarfüchsen. Während die fossilen Knochen nur einen Genotyp aufwiesen, waren bei den modernen Füchsen fünf verschiedene Erbgut-Varianten vorzufinden, schreiben die Forscher. Die isländischen Füchse müssen sich demnach mit Polarfüchsen aus anderen arktischen Regionen vermischt haben, berichten die Wissenschaftler. Diese müssen über eine Eisbrücke gewandert sein, die sich während der Kleinen Eiszeit gebildet hatte. Denn andere geografische Verbindungen zwischen der Arktis und Island hätten in dieser Zeitspanne schlichtweg nicht existiert. Auch andere Ursachen, wie die Kreuzung mit von Menschen eingeführten Polarfüchsen konnten die Wissenschaftler mithilfe ihrer Gen-Analyse ausschließen. (doi: doi:10.1098/rspb.2012.1796)
(Proceedings of the Royal Society B, 13.09.2012 – INR)