Bereits vor 6.500 Jahren haben Menschen womöglich ihre Zahnschmerzen mit Zahnfüllungen bekämpft. Darauf weist ein gut erhaltenes Kieferstück hin, das in Slowenien ausgegraben wurde und bis jetzt im Naturgeschichtemuseum von Trieste in Italien lagerte. Ein internationales Forscherteam durchleuchtete die Zähnedes Kieferstücks unter anderem mithilfe von Röntgen- und Infrarotstrahlen und fand heraus, dass ein Eckzahn mit Bienenwachs gefüllt war.
Dabei konnten die Wissenschaftler nicht ganz eindeutig nachweisen, ob die Füllung noch vor dem Tod des Zahnträgers gemacht wurde, oder erst nachdem dieser verstorben war. Treffe ersteres ein, wurde das Wachs jedoch vermutlich eingesetzt, um einen Riss im Zahn zu füllen und damit Zahnschmerzen zu lindern, berichten die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“. Ihr Fund wäre damit der bisher älteste Beleg für eine therapeutische Zahnbehandlung.
Bisher gibt es nur eine Handvoll Hinweise, dass Menschen ihre Zahnschmerzen schon in der Steinzeit medizinischmit Kronen oder Füllungen behandelten. Der bisher älteste Fund geht in die Jungsteinzeit vor über 7.500 Jahren v.Chr. zurück. In eine Grabstätte in Pakistan fand man mehrere Bohrlöcher in Backenzähnen. Doch wirkliche Belege für therapeutische Zahnbehandlungen gibt es erst aus jüngeren Zeiten. So berichten alte ägyptische Schriften von vor 1.600 Jahren v.Chr. über Methoden, bei denen Zähne mit einer Mischung aus Honig und Mineralien wieder angeklebt wurden.
„Unser Fund ist vielleicht das älteste bekannte Beispiel, das auf eine therapeutische, schmerzlindernde Zahnfüllung hinweist“, sagt Studienleiter Federico Bernardini vom Abdus Salam International CentreforTheoreticalPhysics in Trieste. Entdeckt hatten die Forscher dies, als sie einen gut erhaltenes Kieferstück untersuchten. Dieses wurde in der Nähe des Dorfes Lonche im Südwesten Sloweniens aus dem Kalkspat eine Höhle ausgegraben und war bis jetzt im Naturgeschichtemuseum von Trieste ausgestellt. Für die Forscher stellte es ein interessantes Untersuchungsobjekt, da es als der bisher älteste menschliche Fund aus dem nördlichen Adriagebiet gilt.