Das australische Great Barrier Reef hat in nur 27 Jahren die Hälfte seiner Korallen verloren. Das haben australische Forscher bei einer Bestandsaufnahme im größten Korallenriff der Erde festgestellt. Schuld an dem rapiden Rückgang der Korallen seien drei Faktoren: Tropenstürme verursachten massive Schäden vor allem im Süden und in der Mitte des Riffs. Außerdem wurden die Korallen durch eine dramatische Vermehrung von korallenfressenden Seesternen und durch die vom Klimawandel geförderte Korallenbleiche dezimiert. Gehe der Trend so weiter, könnte das Great Barrier Reef bis zum Jahr 2022 noch einmal zehn Prozent seiner heutigen Korallendichte verlieren, warnen die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Das bedeute den Verlust des Lebensraums für zehntausende von riffbewohnenden Meerestieren und Pflanzen.
Das Great Barrier Reef erstreckt sich über 345.000 Quadratkilometer und umfasst mehr als 3.000 einzelne Riffe, wie die Forscher berichten. Wegen seiner Größe und Artenvielfalt gehört es seit 1981 zum Weltnaturerbe der UNESCO. „Bisher galt das Great Barrier Reef noch als vergleichsweise wenig gefährdet“, berichten Glenn De’ath vom Australian Institute of Marine Science (AIMS) und seine Kollegen. Denn es liege relativ weit von bewohnten Küsten entfernt und sei auch durch Fischerei nur wenig betroffen. Dennoch hätten Studien in den letzten Jahren gezeigt, dass auch in diesem Riffgebiet die Korallendichte abgenommen hat.
Das Ausmaß und die Ursache dieses Rückgangs haben die Forscher nun erstmals genauer ermittelt. Im Rahmen eines seit 1985 laufenden Überwachungsprogramms, hatten die Wissenschaftler des AIMS seit 1985 den Zustand und die Entwicklung des Great Barrier Reef kartiert. Insgesamt führten sie in den letzten 27 Jahren 2.258 Erhebungen in 214 einzelnen Riffen im Gebiet durch.

Dezimiert auch durch korallenfresssenden Seestern
Den Daten nach ist die Korallendichte im Great Barrier Reef seit 1985 von 28 auf 13,8 Prozent zurückgegangen. Tropische Wirbelstürme seien für 48 Prozent der Schäden verantwortlich, 42 Prozent der Korallen seien dem korallenfressenden Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) zum Opfer gefallen. Dieser bis zu 40 Zentimeter große Seestern habe sich stark vermehrt. Ausbrüche der Korallenbleiche hätten weitere zehn Prozent der Riffbildner getötet.