Krähen tragen dazu bei, krankheitserregende Prionen in der Umwelt zu verbreiten. Die Aasfresser nehmen die Erreger über infizierte Tierleichen auf und scheiden sie mit ihrem Kot wieder aus. Die ansteckenden Prionen verlieren dadurch ihre Gefährlichkeit nicht. Das zeigt ein Experiment US-amerikanischer Forscher.
Prionen sind fehlgebildete Eiweiße, die gehirnzerstörende Krankheiten wie den Rinderwahnsinn oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen verursachen. Bisher sei unklar gewesen, ob diese Erreger auch nach einer Darmpassage bei einem Aasfresser noch Krankheiten auslösen können. Jetzt habe man eindeutig nachgewiesen, dass dies der Fall sei, berichten die Forscher im Fachmagazin „Plos ONE“. Da Krähen am Tag bis zu 80 Kilometer weit fliegen, könnten diese Aasfresser daran beteiligt sein, die tödlichen Prionenerkrankungen unter Wild- und Haustieren zu verbreiten.
Das von infizierten Wildtieren als Ansteckungsquelle
„Amerikanische Krähen (Corvus brachyrhynchos) fressen beispielsweise das Aas von Hirschen, sie wandern über weite Strecken und kommen in nahezu allen Gebieten vor, in denen Prionenkrankheiten vorkommen“, schreiben Kurt VerCauteren und seine Kollegen vom US-National Wildlife Research Center in Fort Collins. Die Vögel hätten daher ausreichend Gelegenheit, mit infiziertem Aas in Kontakt zu kommen, deren Gewebe zu fressen und über ihren Kot die Prionen weiterzugeben, sagen die Forscher. Da diese Erreger im Boden mehr als zwei Jahre überdauern können, könne dieser Kot Gebiete über lange Zeit kontaminieren.
Prionen gelten als Erreger einer ganzen Reihe von sogenannten übertragbaren spongiformen Enzephalopathien (TSE). Gelangen sie über die Nahrung oder den Blutkreislauf in das Nervensystem eines Tieres, zerstören sie im Laufe der Zeit dessen Hirngewebe. Dieses bekommt eine schwammartige – spongiforme – Konsistenz. Dieser Abbau von Gehirnzellen löst zunehmende Bewegungsstörungen und Demenz aus. „Für die infizierten Tiere endet dies immer tödlich“, erklären die Forscher. Prionenkrankheiten kommen nicht nur bei Haustieren und dem Menschen, sondern auch bei vielen Wildtieren vor.
Prionenlösung über Magensonde
Für ihr Experiment verwendeten die Forscher eine Prionenart, die bei Mäusen tödlichen Hirnabbau auslöst. Eine Lösung dieser Erreger verabreichten sie 20 in Gefangenschaft gehaltenen Krähen über eine Magensonde. Vier Stunden danach sammelten die Wissenschaftler den Kot der Vögel ein. Dieser wurde verdünnt und insgesamt 84 Mäusen in die Bauchhöhle gespritzt.
„Bei allen auf diese Weise behandelten Mäusen waren hinterher infektiöse Prionen nachweisbar, alle Tiere wurden krank“, berichten die Forscher. 240 Tage nach Infektion seien alle über den Kot infizierten Mäuse tot gewesen. Dieses Ergebnis belege eindeutig, dass krankmachende Prionen die Passage durch den Verdauungstrakt der Krähen überstehen und anschließend noch infektiös sind, konstatieren die Forscher. Die Krähen würden durch diese mäusespezifische TSE-Form nicht krank. Zwar müsse man nun noch testen, ob auch andere Prionenarten, die beispielsweise Rinder oder Schafe befallen, auf gleichem Wege übertragen werden können. Es sei aber wahrscheinlich, dass für diese das Gleiche gelte, meinen die Wissenschaftler. (doi:10.1371/journal.pone.0045774)
(Plos ONE, 18.10.2012 – NPO)