Wenn der Boden austrocknet, wird bei Pflanze Dürre-Alarm ausgelöst. Wie sich jetzt zeigt, senden nicht nur die Wurzeln das Signal zum Wassersparen aus, sondern auch die Blätter: Sie reagieren schon dann, wenn die umgebende Luft trockener wird. Ein in den Blättern produziertes Hormon sorgt dann dafür, dass sich die Spaltöffnungen schließen. Das berichten Forscher der Universität Würzburg im Fachmagazin „Current Biology“.
Der weltweite Klimawandel sorgt dafür, dass es in vielen Gebieten der Erde weniger regnet. Das kann zu Missernten führen, die besonders in ärmeren Regionen die Nahrungsmittelknappheit weiter verschärfen. Möglicherweise ist die Menschheit in Zukunft also auf neue Pflanzensorten angewiesen, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit sind. Wissenschaftler erforschen darum die Mechanismen, mit denen sich Pflanzen gegen Dürre wappnen. Auf diesem Gebiet arbeiten auch Rainer Hedrich und Peter Ache vom Lehrstuhl für Molekulare Pflanzenphysiologie und Biophysik der Universität Würzburg. Ihre neuesten Erkenntnisse über ein Pflanzenhormon, das bei Wassermangel in Aktion tritt, haben sie jetzt im renommierten Wissenschaftsjournal „Current Biology“ veröffentlicht.
Stresshormon macht Spaltöffnungen dicht
„Aus Experimenten wissen wir, dass die Wurzel eine Information über die aktuelle Lage der Wasserversorgung an den Spross und die Blätter weitergibt“, sagt Hedrich. Als Botenstoff dient dabei das Stresshormon Abszisinsäure, das Trockenheit signalisiert. In den Blättern dringt es in die Schließzellen ein und bewirkt, dass sie die so genannten Spaltöffnungen dicht machen. Durch diese zahlreich vorhandenen Öffnungen nehmen die Blätter Kohlendioxid für die Photosynthese auf, durch diese Öffnungen verlieren sie aber auch Wasser an die Umgebung.
Bislang galt die Lehrmeinung, dass die Schließzellen das Stresshormon Abszisinsäure von außen aufnehmen müssen. Die Würzburger Pflanzenforscher allerdings vermuteten schon seit längerer Zeit, dass die Schließzellen das Hormon auch selbst produzieren können. „Bereits 1889 hat Francis Darwin festgestellt, dass Pflanzen schon allein beim Abfall der Luftfeuchtigkeit die Schotten dicht machen, und zwar noch bevor der Boden austrocknet“, so Hedrich. Folglich müssen die Blätter dazu in der Lage sein, Trockenheit wahrzunehmen und schnell darauf zu reagieren – ohne Beteiligung der Wurzel.