Ob jemand lügt oder nicht, lässt sich an seiner Nase erkennen: Sie wird wärmer, wenn ein Mensch die Unwahrheit sagt. Das haben spanische Forscher in einem Experiment herausgefunden, bei dem sie das Gesicht von Probanden mit Wärmebild-Kameras filmten. Wie sie feststellten, erhöhte sich die Durchblutung und damit die Temperatur eines Muskels, der im Nasenbereich verläuft. Dumm nur, dass wir einem möglicherweise lügenden Gegenüber im Zweifelsfall nicht einfach prüfend an die Nase fassen können.
Dass sich ein Lügner an der Nase erkennen lässt, ist schon länger bekannt: Wer die Unwahrheit sagt, fasst sich häufiger unwillkürlich an die Nase als jemand, der die Wahrheit sagt. Gut zu erkennen war dieser sogenannte Pinocchio-Effekt 1988 bei den Anhörungen des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton vor dem Untersuchungskomitee zur „Lewinsky-Affaire“. Clinton fasste sich immer dann an die Nase, wenn er behauptete, keine Affäre mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky gehabt zu haben. US-Psychologen sahen darin einen Ausdruck inneren Stresses – und dieser entstand, weil Clinton log.
Stärkere Durchblutung lässt Nase jucken
Dass diese ebenso unwillkürliche wie verräterische Geste einen realen, körperlichen Auslöser hat, haben Emilio Gómez Milán und Elvira Salazar López von der Universität von Granada nun belegt. Schon früher hatte man vermutet, dass beim Lügen Hormone ausgeschüttet werden, die den Blutfluss in der Nasenregion verstärken. Dies wiederum, so die Theorie, mache die Nase wärmer und lasse sie sogar etwas jucken – woraufhin sich der Betroffene prompt dort hin fasst, um dieses unangenehme Gefühl loszuwerden.
Milán und López prüften diese Theorie nach, indem sie Probanden die Aufgabe stellten, mal die Wahrheit zu sagen und mal zu lügen. Währenddessen wurde das Gesicht der Teilnehmer mit einer Wärmebild-Kamera gefilmt, die schon kleinste Temperaturveränderungen sichtbar macht. Das Ergebnis: Immer wenn die Probanden logen, erwärmte sich ihre Nase und der sogenannte orbitale Muskel an der Innenseite der Augen.
Wie die Forscher erklären, liegt der Auslöser dieser Temperaturreaktion in der sogenannten Insula, einem Hirnareal hinter unseren Schläfen. Sie gehöre mit zum Belohnungszentrum des Gehirns und werde unter anderem dann aktiviert, wenn wir starke Gefühlsempfindungen wie Liebe, aber auch Verlegenheit, Angst oder ein Schuldgefühl erleben. Da dieses Zentrum auch Einfluss auf die Temperaturregulation des Körpers hat, löst eine verstärkte oder besonders geringe Aktivität in diesem Areal offenbar eine Veränderung der Gesichtsdurchblutung und -Temperatur aus.
(University of Granada, 17.12.2012 – NPO)