Der Abbau von Ölsand hat weitreichende ökologische Folgen: Selbst 90 Kilometer von den kanadischen Athabasca-Vorkommen entfernt haben Forscher noch erhöhte Wert von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Böden und Gewässern gefunden. Dieses bei der Ölsand-Gewinnung freiwerdende Umweltgift wird, wie Sedimentbohrkerne zeigten, bereits seit mehr als 50 Jahren in die Umwelt freigesetzt. Für die Ökosysteme der Region stelle dies eine erhebliche Belastung dar, berichten die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Die ölhaltigen Sände im Norden Albertas und Saskatchewans gehören zu den größten Vorkommen sogenannter unkonventioneller Erdöl-Ressourcen. Gefördert wird der im Tagebau abgebaute Ölsand dort schon seit den 1960er Jahren. Seither allerdings sind die Fördermengen rapide angestiegen, wie Joshua Kurek von der Queen’s Universitys in Kingston und seine Kollegen berichten: Waren es 1980 noch 100.000 Barrel pro Tag, werden dort heute bereits rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag aus dem Boden geholt und verarbeitet. Durch heißes Wasser, Dampf und verschiedenen Katalysatoren wird dabei das Öl aus dem Bitumen abgetrennt.
Giftige Kohlenwasserstoffe als Nebenprodukt
„Die Sorge um die Umwelt durch diese Aktivitäten hat sich bisher vor allem auf die unmittelbare Umgebung der Abbauorte beschränkt“, erklären die Forscher. So sind dem Tagebau in Alberta weite Flächen von borealem Nadelwald und Mooren zum Opfer gefallen. Der gewaltige Wasserverbrauch der Extraktion und die dabei entstehenden Abwässer verschmutzen die umliegenden Flüsse und Seen.
In den letzten Jahren seien aber zunehmend Befürchtungen laut geworden, dass bestimmte Schadstoffe aus der Ölsandförderung, darunter vor allem die giftigen PAKs, sich auch sehr viele weiter in der Umwelt ausbreiten könnten. „Denn die organischen PAH-Verbindungen lösen sich nicht im Wasser und bleiben in der Umwelt sehr lange stabil“, sagen die Wissenschaftler. Ergebnisse bisherigen Studien zu diesem Thema seien aber umstritten und lieferten uneindeutige Ergebnisse. Daher habe man diese Frage nun umfassender untersucht.