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Raumfahrt

Tödliches Reisen mit Warp-Antrieb

Physikstudenten haben ermittelt, wie überlichtschnelles Reisen wirklich aussehen würde

So stellt Hollywood Überlichtreisen meist dar (links), so sähe es vermutlich wirklich aus (rechts) © University of Leicester

Wenn wir wirklich mit Warp-Antrieb und Überlichtgeschwindigkeit reisen könnten, wäre unsere Aussicht ziemlich eintönig: Denn vor den Bullaugen des Raumschiffs würden keine streifenförmig verzerrten Sterne vorbeirasen, wie in Hollywood-Filmen dargestellt. Stattdessen wäre es nur einfach hell – sehr hell. Das zumindest haben vier britische Physikstudenten ermittelt. Und ziemlich ungesund wäre diese Form des Reisens auch, wie sie im Uni-Journal “ Physics Special Topics “ berichten.

Wenn das Raumschiff Enterprise oder der Millennium-Falke aus Star Wars zum Sprung in die Überlichtgeschwindigkeit ansetzen, dann sieht das bei Hollywood immer ähnlich aus: Die Sterne ziehen sich zu strahlenförmigen Streifen aus und das Schiff rast wie durch einen Tunnel durch diese Sternenstreifen. Der Grund dafür soll sein, dass sich das Schiff, angetrieben durch einen Warp-Antrieb oder ähnliche fiktive Zukunftstechnologien, schneller fortbewegt als das Licht. Deshalb, so die Logik der Drehbuchschreiber, müsste auch das Licht der Sterne wie bei einer Zeitrafferkamera Schlieren bilden.

Bisher gibt es noch keine Hinweise darauf, dass das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit eines Tages Wirklichkeit werden könnte. Denn es widerspricht eigentlich den physikalischen Grundgesetzen. Aber gesetzt den Fall, es gelänge unseren Nachfahren in der fernen Zukunft, diese Gesetze irgendwie auszuhebeln – wie sähe eine solche Hyperraumfahrt dann für die Reisenden aus? Diese Frage haben Riley Connors, Katie Dexter, Joshua Argyle und Cameron Scoular von der University of Leicester nun genauer untersucht. „Die dabei auftretenden Effekte ergeben sich aus physikalische Gesetzmäßigkeiten wie der Speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein“, erklärt Argyle.

Gleißendes Licht statt Mikrowellen-Hintergrund

Ihr Ergebnis: Von Sternen oder Sternenschlieren keine Spur. Stattdessen würden die Hyperraum-Reisenden nur eine große Scheibe aus extrem hellem Licht sehen. „Wenn es den Millennium -Falken tatsächlich geben würde und er so schnell fliegen könnte, dann wären für die Besatzung Sonnenbrillen absolut angeraten“, sagt Connors. Denn durch die schnelle Bewegung tritt ein Doppler-Effekt auf: Ähnlich wie ein auf uns zu kommendes Martinshorn höher klingt als ein von uns wegfahrendes, verschiebt sich auch die Wellenlänge elektromagnetischer Strahlung hin zu kürzeren Wellenlängen, wenn sich etwas diesen Lichtquellen schnell nähert.

Und entgegen unseres Eindrucks beim Blick in den Nachthimmel ist der Kosmos keineswegs dunkel. Er ist stattdessen erfüllt von einem nahezu gleichmäßigen Teppich aus Mikrowellenstrahlung, dem sogenannte Mikrowellen-Hintergrund. Er ist ein Relikt aus der Frühzeit unseres Kosmos kurz nach dem Urknall. Würden wir nun mit Überlichtgeschwindigkeit durch das All rasen, verschöbe sich diese Strahlung vom relativ langwelligen Mikrowellenbereich zu sichtbarem Licht. Das Universum erschiene uns dadurch überall von gleißendem Licht erfüllt, wie die Physikstudenten erklären.

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Harte Röntgenstrahlung statt Sternenlicht

Und nicht nur das: Das Licht der für uns sichtbaren Sterne würde sich ebenfalls in einen kürzeren Wellenbereich verschieben – mit tödlichen Folgen. Denn aus harmlosem Licht würden dann harte Röntgenstrahlen. „Das Schiff müsste daher unbedingt eine Abschirmung gegen diese schädliche Strahlung haben“, sagt Connors. Die intensive Strahlung hätte noch einen unangenehmen Nebeneffekt: Der Strahlungsdruck würde das Schiff stark abbremsen. Han Solo müsste daher, so die Kalkulation der Physiker, auf jeden Fall zusätzlichen Treibstoff und Energie mitnehmen, um diese Effekt auszugleichen.

Egal, ob überlichtschnelles Reisen eines Tages möglich sein wird oder nicht: Hollywood liegt mit seiner Darstellung auf jeden Fall falsch. „Vielleicht könnten die Filmfirmen bei zukünftigen Filmen ja diese physikalischen Effekt mit berücksichtigen“, hofft Dexter. Ob das der Fall ist, wird sich zeigen…

(University of Leicester, 15.01.2013 – NPO)

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