Die immer häufiger werdenden Tümpel aus Schmelzwasser auf dem arktischen Meereis treiben das Abtauen voran. Denn sie absorbieren doppelt so viel Sonnenlicht wie tümpelfreie Eisgebiete. Das haben deutsche Forscher bei einer Arktis-Expedition festgestellt. Durch diesen Effekt gelangt mehr Wärme in die Eisflächen und das Abtauen des Eises durch den Klimawandel wird noch stärker vorangetrieben, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ berichten.
Die arktische Meereisdecke ist im zurückliegenden Jahrzehnt nicht nur geschrumpft, sondern auch deutlich jünger und dünner geworden. Wo früher meterdickes, mehrjähriges Eis trieb, finden Forscher heute vor allem dünne, einjährige Schollen, die in den Sommermonaten großflächig mit Schmelzwassertümpel bedeckt sind. Diese Tümpel zählen zu den Lieblingsmotiven der Eis- und Landschaftsfotografen in der Arktis. Mal schimmern sie in einem verführerischen Karibik-Meerblau, mal liegen sie dunkel wie ein See bei Regenwetter auf der Scholle. „Ihre Farbe hängt ganz davon ab, wie dick das verbleibende Eis unter dem Tümpel ist und wie stark der darunterliegende Ozean durch dieses Eis hindurchscheinen kann. Tümpel auf dickerem Eis sind eher türkis, jene auf dünnem Eis dunkelblau bis schwarz“, sagt Marcel Nicolaus, Meereisphysiker vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).
Die zunehmende Zahl der Schmelzwassertümpel auf dem Eis führen die Forscher auf die Zunahme des jungen, einjährigen Eises zurück. „Dieses hat eine glatte Oberfläche und erlaubt es dem Schmelzwasser, sich weit zu verteilen und ein Netz aus vielen einzelnen Tümpeln zu bilden“, erklärt Nicolaus. Das ältere Eis dagegen ist im Laufe der Jahre durch die ständige Schollenbewegung und unzählige Zusammenstöße zerklüftet. Auf diesem unebenen Untergrund bildeten sich viel weniger und kleinere Tümpel, die dann jedoch deutlich tiefer sind als die flachen Teiche auf dem jüngeren Eis. Aber was sind die Folgen dieser Entwicklung?
{2l}