Forscher haben bei Mäusen ein Enzym identifiziert, welches offenbar den Drang bei Stress Alkohol zu konsumieren maßgeblich beeinflusst. Hierzu hatten sie Tiere gezüchtet, die das unter Verdacht stehende Enzym Neprilysin nicht produzieren konnten. In Experimenten konnten sie dann zeigen, dass Mäuse ohne das Enzym nach induzierten Stresssituationen exzessiv Alkohol konsumierten. Die Wissenschaftler hoffen nun, wie sie im Fachmagazin PLOS ONE schreiben, dass das Enzym auch beim Menschen einen etwaigen Behandlungsansatz gegen Alkoholismus darstellt.
Menschen mit einer genetischen Veranlagung zu erhöhtem Alkoholkonsum neigen gerade unter Stress häufig zu einem exzessiven Missbrauch. „Alkoholismus gehört zu den verheerendsten Krankheiten, mit massiven Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, das familiäre Umfeld sowie auf das gesamte Gesundheitssystem“, sagt Studienleiter Thomas Walther. Daher sei jeder noch so kleine Fortschritt bei der Behandlung ein großer Schritt für den Betroffenen und sein soziales Umfeld, begründet der Wissenschaftler sein Interesse an der Erforschung von Alkoholismus.
Die komplexe Erkrankung ist – seit längerem bekannt – beeinflusst von verschiedenen Genen und Umwelteinflüssen. Auch dass der individuelle Alkoholkonsum in Zusammenhang mit Enzymaktivitäten steht, wurde bereits vermutet. Um einen Nachweis hierfür zu bringen, züchteten die Wissenschaftler Mäuse, denen das Gen für das Enzym Neprilysin fehlt. Seine Rolle bei der Entstehung von Alzheimer und Fettleibigkeit konnte bereits zuvor nachgewiesen werden. In der aktuellen Studie konnte das Forscherteam nun zeigen, dass die Mäuse ohne das Enzym zudem stressanfälliger sind und sich unter Stress zu wahren Alkoholiker-Mäusen entwickeln.
Mäuse trinken bei Stress
Für ihre Untersuchung ließen sie die Tiere frei zwischen Flaschen mit Wasser und mit Alkohol wählen. Um Konkurrenzstress zu induzieren wurde dann ein fremdes Männchen für maximal 15 Minuten mit in den Versuchskäfig gesetzt. In dieser Situation fingen sie an, sich verstärkt dem Alkohol zuzuwenden. Die Intensität ihres Verhaltens war dabei im Verhältnis der eines Alkoholikers vergleichbar. Blieb es bei einer einmaligen Stresssituation, so normalisierte sich der Alkoholkonsum nach einigen Tagen wieder. Wurden sie dagegen ein weiteres Mal gestresst, tranken sie bis zum Abbruch des Experiments exzessiv Alkohol.