In den letzten zwölf Jahren erwärmt sich die Erde langsamer als erwartet, weil Schwebstoffe in der Atmosphäre die Sonne reflektieren und so ihren Wärmeeffekt verringern. Bisher dachte man, dass vor allem Ruß und Abgase der asiatischen Schwellenländer für diesen Effekt verantwortlich sind. Jetzt aber haben US-Forscher einen ganz anderen Schuldigen ausgemacht: mittlere und kleine Vulkanausbrüche. Die dabei abgegebenen Schwefelaerosole sind vermutlich sogar die Hauptbremser des Klimawandels, wie die Forscher im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“ berichten. Das allerdings ist kein Grund zur Entwarnung, denn dieser Effekt reicht nicht aus, um die Erwärmung aufzuhalten.
Viele aktive Vulkane der Erde sind eher harmlose Gesellen: Sie speien zwar fast ständig Gase und Rauch, manchmal auch Lava, weitreichende Folgen hat dies aber nicht – dachte man bisher. Jetzt aber zeigt sich, dass ihr Effekt zumindest in Bezug auf das Klima unterschätzt worden ist. Von großen Vulkanausbrüchen wie dem des Pinatubo im Jahr 1991 ist schon länger bekannt, dass sie große Mengen an Schwefel-Aerosolen ausstoßen. Diese verteilen sich in den oberen Schichten der Atmosphäre und bilden dort eine Art Sonnenschirm: Sie lassen nur noch einen Teil der Sonneneinstrahlung durch und verursachen dadurch eine messbare Abkühlung der Erde.
In den letzten zwölf Jahren aber hat es einen extremen Vulkanausbruch wie den von 1991 nicht mehr gegeben – zumindest nicht im Hinblick auf die Schwefeldioxid-Freisetzung. Dennoch hat sich der Schwebstoffschleier in dieser Zeit erhöht und könnte sogar bis zu einem Viertel des durch die steigenden Treibhausgase ausgelösten Klimawandels abgepuffert haben, wie Ryan Neely von der University of Colorado in Boulder und seine Kollegen berichten. Als Hauptverantwortlichen dafür sah man bisher Schwellenländer wie Indien und China an, deren Schwefelemissionen vor allem durch die Kohlenverbrennung rasant ansteigen.
Um das zu überprüfen, kombinierten Neely und seine Kollegen ein Computermodell der Atmosphäre mit einem Modell, das das Verhalten spezifischer Aerosole abbildet. Damit simulierten sie mehrere Szenarien der atmosphärischen Aktivität über eine Dauer von zehn Jahren, beeinflusst jeweils durch Schwebstoff-Emissionen in Asien und durch den Ausstoß von Vulkanen. Sie testeten, bei welchem Szenario sich die optische Durchlässigkeit der Atmosphäre genauso entwickelt wie in der Realität, wo sie seit dem Jahr 2000 um vier bis sieben Prozent abgenommen hat.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es vor allem die Emissionen von kleinen und mittleren Vulkanen sind, die die Erwärmung unseres Planeten gebremst haben“, sagt Neely. Wenn man die Klimaentwicklung verstehen und prognostizieren wolle, müsse man daher diesen Eruptionen mehr Aufmerksamkeit schenken.
Allerdings, so betonen die Forscher, sei das kein Grund, sich zurückzulehnen und den Klimaschutz zu vernachlässigen. „Denn diese Eruptionen werden den Treibhaus-Effekt nicht aufheben“, so Neely. „Die Emissionen der Vulkane schwanken, mal gibt es mehr, mal weniger, die vom Menschen verursachten Treibhausgase aber gehen nur in eine Richtung: aufwärts.“
(University of Colorado in Boulder, 06.03.2013 – NPO)