Große Hunde altern schneller – deshalb sterben sie deutlich früher als ihre kleinen Artgenossen. Das haben jetzt Forscher der Universität Göttingen bei einer großangelegten Studie herausgefunden. Der Alterungsprozess setzt bei den großen Hunden nicht etwa schneller ein als bei den kleinen, er läuft im Zeitraffer ab, wie die Forscher herausfanden. Wieso das so ist, müsse allerdings noch geklärt werden, so die Forscher in der Fachzeitschrift „American Naturalist“.
Der negative Zusammenhang zwischen Größe und Lebenserwartung ist von verschiedenen Tierarten bekannt, unter anderem auch von Mäusen, Ratten und Pferden. Je größer Vertreter einer Tierart dabei sind, desto früher sterben sie in der Regel. Ähnliches gilt auch bei Hunden: Eine große Dogge erreicht oft nur ein Alter von rund sieben Jahren, während ein Zwergpudel oder Dackel doppelt so alt werden kann. Unklar war bislang jedoch, wann – das heißt in welchem Lebensabschnitt – Dogge & Co. für ihre Größe mit Lebensjahren zahlen müssen. Haben größere Hunde eine kürzere Lebenserwartung, weil sie früher beginnen zu altern? Oder weil ihre Alterung schneller voranschreitet?
Zwischen zwei und 80 Kilo schwer
Forscher der Universität Göttingen haben diese Fragen nun genauer untersucht. Ihnen kam dabei zu Hilfe, dass sich der negative Zusammenhang zwischen Größe und Lebenserwartung nirgendwo so gut untersuchen lässt wie beim Hund: Durch Züchtung wurden Rassen geschaffen, deren Körpergröße vom zwei Kilogramm schweren Chihuahua bis zum 80 Kilogramm schweren Englischen Mastiff reicht. Für ihre Studie haben die Forscher insgesamt 50.000 Hunde von 74 verschiedenen Rassen untersucht und sich dabei vor allem die jeweils rassespezifische Mortalitätskurve – die Abhängigkeit des Todesrisikos vom Alter – angeschaut und mit den Körpergrößen in Beziehung gesetzt.
Die Auswertung ergab, dass nicht ein früherer Beginn des Alterns schuld sind, sondern dass der Alterungsprozess bei den großen Rassen beschleunigt ist. „Große Hunde altern schneller als kleine. Im Vergleich zu ihren kleineren Artgenossen scheint es, als ob ihr Erwachsenenleben im Zeitraffer abläuft“, erläutert Cornelia Kraus von der Universität Göttingen.
Nur erste Antwort
„Dies kann jedoch nur eine erste Antwort auf die Frage sein, warum große Hunde jünger sterben als kleine.“ Denn noch müsse geklärt werden, welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Die Forscher vermuten, dass das übermäßig schnelle Wachstum der großen Hunde in ihrer Jugend dafür eine Rolle spielt. Welche physiologischen Mechanismen dahinter stehen und welche Todesursachen dann dafür sorgen, dass die großen Hunde früher sterben, muss nun noch weiter untersucht werden.
Und noch eine Frage ist bislang unbeantwortet: Während die Regel „große Exemplare sterben früher“ jeweils innerhalb einer Tierart gilt, zeigt ein Vergleich der Tierarten miteinander, dass größere Säugetiere in der Regel länger leben als kleine.
(The American Naturalist; 2013, doi: 10.1086/669665.
(American Naturalist, 15.03.2013 – KBE)