Alle warten auf ihn: Den Frühling. Zumindest die meisten freuen sich, wenn endlich alles sprießt und blüht, doch für Pollenallergiker beginnt zugleich die Leidenszeit des Jahres. Diese wird sich für Nord- und Mitteleuropäer künftig deutlich verlängern, wie eine Studie deutscher Forscher zeigt. Denn die hochallergene und erst ab Spätsommer bis in den Herbst hinein blühende Ambrosia artemisiifolia profitiert vom Klimawandel und wird sich in Zukunft auch in Regionen ausbreiten, die bislang von ihren aggressiven Pollen verschont blieben.
Endlich Frühling – was die meisten Menschen nach diesem langen Winter kaum erwarten können, treibt Pollenallergikern die Tränen in die Augen. Gut einem Sechstel der bundesdeutschen Bevölkerung machen Pollenallergien zu schaffen, sobald mit steigenden Temperaturen die ersten Bäume, allen voran Hasel und Erle, ihre Pollen in die laue Luft entlassen. Auf Ambrosia artemisiifolia, auch Beifußblättriges Traubenkraut oder Beifuß-Ambrosie genannt, reagieren allein zwölf Prozent der Deutschen allergisch.
Eingeschleppter Plagegeist
Diese hochallergene Pflanze stammt aus Nordamerika, wurde im 19. Jahrhundert in Europa eingeschleppt und hat sich seitdem vor allem in Südosteuropa etabliert. Doch auch in Mittel- und Nordeuropa wurde das Traubenkraut in den letzten Jahrzehnten vermehrt gefunden. Für die rasante Ausbreitung werden verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht. Da sind zum einen mit Ambrosia-Samen kontaminiertes Saatgut und Vogelfutter aus Südosteuropa, zum anderen die durch die globale Erwärmung verlängerte Vegetationsperiode und erhöhte Durchschnittstemperaturen. Beides erleichtert der Pflanze die Ausbreitung.
Um der Invasion durch den aggressiven Einwanderer in Nord – und Mitteleuropa genauer auf den Grund zu gehen, haben Frankfurter Forscher um Sarah Cunze und Marion Leiblein nun den Einfluss des Klimawandels auf dessen Ausbreitung untersucht. Denn bislang hatte man keinen Überblick darüber, wo sich die Pflanze bereits verbreitet hat und weiter verbreiten wird. Eine solche Information ist jedoch wichtig, um abschätzen zu können, welche Folgen dies für Allergiker hat und welchen gesundheitsökonomischen Schaden dies in Zukunft verursachen wird. So rechnen Experten allein in Deutschland mit künftigen Mehrkosten zwischen 193 Millionen und 1,19 Milliarden Euro pro Jahr durch die Behandlung von Ambrosia-Allergikern. Besonders ärgerlich für die Allergiker ist, dass die aggressive Ambrosie zwischen Juli und Oktober und so den typischerweise im Frühling und Sommer liegenden Beschwerdezeitraum um bis zu zwei Monate verlängert.