Für den Menschen und alle anderen mehrzelligen Organismen ist das Vakuum des Weltalls absolut tödlich. Um sich zu schützen, müssen Astronauten dicke Raumanzüge tragen. Es geht aber auch anders, wie japanische Forscher herausgefunden haben: Ein simples Tensid kann eine ultradünne, aber vor dem Vakuum schützende Hülle bilden – wenn es mit Plasma- oder Elektronenstrahlen behandelt wird. Das natürliche Vorbild für diesen „Nano-Schutzanzug“ haben die Wissenschaftler bei Taufliegenlarven entdeckt, wie sie im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten.
Die Körperoberfläche eines Lebewesens ist sein wichtigster Schutzmantel: Die Haut und ihre Deckschichten schützen vor Wasserverlust, vor Eindringlingen und verschiedenen schädlichen Umwelteinflüssen. Dieser Schutz ist unter den meisten Bedingungen absolut ausreichend. „Es gibt aber Extreme, mit denen natürliche Oberflächen oft nicht mehr zurechtkommen, das hohe Vakuum ist eines davon“, erklären Yasuharu Takaku von der Hamamatsu University und seine Kollegen.
Unter anderem deshalb ist es nahezu unmöglich, lebende Tiere, wie beispielsweise Insektenlarven oder kleinere Würmer, im Rasterelektronenmikroskop (REM) zu beobachten. Denn im Vakuum der Probenkammer schrumpeln sie sofort zusammen. Will man ihre Oberflächenstrukturen hochaufgelöst im REM untersuchen, müssen sie daher zuvor getötet und aufwändig präpariert werden. Diese Vorbehandlung hinterlässt jedoch häufig unerwünschte Artefakte und macht zuverlässig jeden Versuch zunichte, molekulare oder strukturelle Veränderungen, beispielsweise der Körperoberfläche solcher Tiere, in Echtzeit zu studieren. „Wenn man eine Beobachtung lebender Tiere im REM möglich machen könnte, wäre das ein echter Meilenstein“, konstatieren Takaku und seine Kollegen.
Vom Hochvakuum völlig unbeeindruckt
Fast schon durch Zufall stießen die Forscher nun tatsächlich auf eine solche Möglichkeit. Das Vorbild dazu lieferte ihnen die Natur. Im Rahmen ihres Experiments hatten sie verschiedene Insektenlarven ohne Vorbehandlung in die Probenkammer eines Rasterelektronenmikroskops gesetzt und beobachtet. Der Druck in der Kammer lag bei nur noch rund einem Millionstel Pascal – und damit einem hohem Vakuum. Die meisten Larven schrumpelten wie erwartet sofort zusammen. Umso größer war das Erstaunen der Forscher, als lebende Taufliegenlarven diese 30 minütige Exposition völlig unbeeindruckt über sich ergehen ließen. Sie bewegten sich weiter und entwickelten sich anschließend zu völlig normalen Fliegen.