Die Kühlungswirkung von schwefelhaltiger Schwebstoffe in der Atmosphäre ist geringer als bisher angenommen: Denn ein Großteil dieses Schwefeldioxids entsteht durch einen jetzt neu entdeckten Reaktionsweg an größeren Staubteilchen. Dadurch aber sinken die kühlenden Aerosole relativ schnell zu Boden. Die Kühlwirkung dieser Schwebstoffe könnte daher in den gängigen Klimamodellen überschätzt worden sein, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science“.
Als Kondensationskeime sind Aerosolpartikel ein wichtiger Ausgangspunkt für die Bildung von Wolken. Luftfeuchtigkeit lagert sich an ihnen an, und es entstehen kleine Tropfen, die schließlich zu Wolken werden. Eines der Aerosole entsteht aus schwefelhaltigen Abgasen und wird auch bei Vulkanausbrüchen in die Atmosphäre geschleudert: Schwefeldioxid. In den Wolken entstehen aus diesem Gas Sulfat-Aerosolpartikel, die das Sonnenlicht reflektieren und die Wolkenbildung fördern. Sie sind deshalb ein wesentlicher Bestandteil vieler Klimamodelle.
Proben aus gerade entstehender Wolke
Bisher ging man davon aus, dass diese Schwebteilchen durch eine Reaktion des Schwefeldioxids mit Wasserstoffperoxid, Ozon und dem Hydroxyl-Radikal OH entstehen. Eliza Harris vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und ihre Kollegen haben nun nachgeprüft, ob dies wirklich der einzige Entstehungsweg ist – mit überraschenden Ergebnissen. Für ihre Studie beobachteten die Forscher die chemischen Prozesse innerhalb einer Wolke, die sich während ihrer Bildung an einem Berg aufstaute.
Mit Hilfe einer Messstation auf dem Kamm des Schmücke-Bergs im Thüringer Wald nahmen sie Luftproben, während die Wolke über die Station hinweg wanderte: Vor dem Eintauchen in die Wolke, während des Aufenthalts in der Wolke und nachdem sie die Wolke wieder verlassen hatten. Die Proben wurden anschließend mit Hilfe der NanoSIMS-Ionensonde, eines besonders hochempfindlichen Massenspektrometers, auf die chemische und isotopische Zusammensetzung hin untersucht. „Die relativen Reaktionsraten von Isotopen sind wie Fingerabdrücke, die verraten, auf welchem Weg das Sulfat aus dem Schwefeldioxid entstanden ist“, erklärt Harris ihre Untersuchungsmethode.