Zur Goldgewinnung braucht man bisher pures Gift: Denn um das begehrte Edelmetall aus dem Rohmaterial herauszulösen, werden Zyanide eingesetzt. Aber es geht auch ungiftiger, wie US-amerikanische Forscher jetzt herausfanden: Eine einfache Zuckerverbindung, das Alpha-Cyclodextrin, wirkt als hochgradig selektive Goldfalle. Als Komplex gebunden lässt sich das Edelmetall mit Hilfe dieses Moleküls leicht und ungiftig aus Erzen, aber auch aus Elektroschrott entfernen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“. Das eröffne den Weg für eine umwelt- und gesundheitsfreundlichere Goldgewinnung.
Gold hat für uns Menschen schon immer eine besondere Rolle gespielt. Schon unsere Vorfahren nutzten das Edelmetall immer dann, wenn Könige, Herrscher oder auch Götter geehrt und ausgezeichnet werden sollten. Heute ist Gold vor allem als Wertanlage begehrt – in Zeiten der Finanzkrise und schwankender Märkte gilt es als noch einigermaßen stabil. „Im letzten Jahrzehnt ist der Goldkurs daher enorm in die Höhe geschossen“, erklären Studienleiter Fraser Stoddart von der Northwestern University in Evanston und seine Kollegen. Als Folge wurden die Anstrengungen verstärkt, Gold aus Erz, aber auch aus Elektroschrott zu isolieren und zu gewinnen.
Zucker statt Zyanid
Um das Edelmetall aus dem Material herauszulösen, werden bisher allerdings hochgiftige anorganische Zyanide eingesetzt. Im sogenannten Leaching-Prozess wandeln sie unlösliches Gold in wasserlösliche Goldzyanid-Komplexe um. Die goldhaltige Flüssigkeit kann dann abgeleitet werden und aus den Goldzyaniden lässt sich durch weitere Reaktionsschritte das elementare Gold gewinnen. Der große Haken dabei: Die hochgiftige Zyanidlauge gelangt oft durch Lecks oder absichtliches Ablassen in die Umwelt. Viele bei der Goldgewinnung oder dem Recycling von Elektroschrott arbeitende Menschen in armen Regionen sind zudem dem Gift ohne Schutzausrüstung ausgesetzt.
„Neue Verfahren zu finden, mit denen sich Gold auf ungiftigere und effektivere Weise gewinnen lässt, werden daher dringend benötigt“, konstatieren Stoddart und seine Kollegen. Ein solches Verfahren haben sie nun entwickelt. Wichtigster Akteur dabei ist – ein Zucker. Das sogenannte Alpha-Cyclodextrin wird aus Stärke gewonnen und besteht aus einem Ring von sechs Glucose-Molekülen, die in dem von ihnen umschlossenen Hohlraum andere Atome oder Moleküle wie in einem Käfig einschließen können. Stoddart und seine Kollegen haben nun ausprobiert, ob sich auch dieser Zucker dazu eignet, Gold selektiv aus einer Lösung herauszufischen.