Erst letzte Woche sorgte die Studie von Shoukhrat Mitalipov und seinen Kollegen für weltweites Aufsehen. Denn die Forscher hatten erstmals embryonale Stammzellen aus einem geklonten menschlichen Embryo erzeugt. Jetzt werden die Forscher stark kritisiert. Denn in ihrer Veröffentlichung wurden gleich mehrere Fehler gefunden, unter anderem gedoppelte Abbildungen. Das Paper sei zu schnell publiziert und zu wenig geprüft worden, so die Kritik. Zweifel an den grundlegenden Ergebnissen der Studie gibt es bisher jedoch kaum.
{1l}
Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Science University in Portland und seinen Kollegen war ein Durchbruch gelungen: Sie hatten zum ersten Mal aus einer erwachsenen menschlichen Körperzelle und einer leeren Eizelle embryonale Stammzellen erzeugt. Zum ersten Mal entwickelte sich aus damit dem in die Eizellhülle verpflanzten Erbgut eines Erwachsenen ein Embryo, der lange genug am Leben blieb, um die begehrten Alleskönner unter den Zellen zu erzeugen.
Doppelte Abbildungen und ähnliche Kurven
Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung seiner Studie im Fachmagazin „Cell“ äußerte ein anonymer Kommentarschreiber allerdings harsche Kritik: Er habe mindestens vier Fehler in der Publikation gefunden. An zwei Stellen seien Abbildungen – einmal ein Foto von Zellen, einmal ein Diagramm – doppelt veröffentlicht worden, einmal im Paper selbst und einmal in den Supplements – aber jedes Mal mit einer anderen Bildbeschreibung. Nach Angaben von Mitalipov sind dies in der Tat Verwechselungen. Entstanden seien diese Fehler, weil die Studie in extrem kurzer Zeit publiziert worden war.
Eine weitere Abbildung in den Supplements zeigt die Genaktivität zweier geklonter Zellen, die auf unterschiedliche Nährmedien gehalten wurden. Hier kritisiert der Kommentator, dass beide sich auffallend ähnlich seien. Nach Angaben von Mitalipov spiegeln diese Abbildungen aber genau das wieder, was beobachtet wurde. „Ich kann auch nichts dafür, dass es so war“, so der Forscher. Aber das könne man in den Rohdaten jederzeit nachprüfen.
Schnellschuss seitens der „Cell“
Tatsächlich akzeptierte die Zeitschrift „Cell“ das Paper innerhalb von drei Tagen und veröffentlichte es nur zwölf Tage nach Einsendung – für ein Fachmagazin eine extrem kurze Zeit, da jede Studie noch einmal durch den Prozess der sogenannte Peer Review gehen muss: Sie wird von unabhängigen Gutachtern -meist Forschern aus dem gleichen Fachgebiet – geprüft. In Wissenschaftlerkreisen sorgte der Schnellschuss der „Cell“ für Erstaunen – vor allem angesichts der heiklen Thematik des therapeutischen Klonens. Immerhin waren im Jahr 2004 und 2005 genau in diesem Feld zwei Studien eines koreanischen Forschers veröffentlicht worden, die sich im Nachhinein als zu großen Teilen gefälscht herausstellten.
Das allerdings wird Mitalipov bisher nicht vorgeworfen. „Ich denke, dass diese Fehler hineingekommen sind, weil das Ganze so überstürzt publiziert wurde“, kommentiert Robin Lovell-Badge vom National Institute for Medical Research in London gegenüber der „Nature News“. „Die Autoren sollten eine Chance bekommen, diese Fehler zu korrigieren und die offenen Fragen zu beantworten.“
„Wir haben unsere Vertrauenswürdigkeit schon bewiesen“
Vor sechs Jahren, als Mitalipov die gleichen Versuche mit Zellen von Affen durchgeführt hatte, musste er sechs Monate auf eine Veröffentlichung warten. Damals hatte die Fachzeitschrift „Nature“ alle Daten gründlich prüfen lassen und dann das Ergebnis der Prüfung zusammen mit dem Original-Paper veröffentlicht. „Wir haben uns bereits als vertrauenswürdiges Labor erwiesen“, sagt Mitalipov. „Wir haben schon bewiesen, dass unsere Ergebnisse real sind.“ Er räumt allerdings auch ein, dass er das aktuelle Paper schnell habe publizieren wollen, damit er es im Juni auf der Tagung der International Society for Stem Cell Research vorstellen kann.
Die Forscher planen nun gemeinsam mit „Cell“, ein Erratum herauszugeben, um die Abbildungsdopplungen zu korrigieren. Die Ergebnisse aber, so betont Mitalipov, seien unangetastet wahr. „Ich habe die Zellen persönlich hergestellt und zusammen mit meinem Kollegen Masahito habe ich sie zu Kolonien heranwachsen sehen“, so der Forscher in „Nature News„.
(Nature News, Science AAAS, 24.05.2013 – NPO)